Wenn es um Ostertraditionen geht, denken viele an bemalte Eier, süßes Ostergebäck oder den traditionellen Schokohasen.
In Bamberg jedoch verbirgt sich eine weniger bekannte, aber umso beeindruckendere Tradition: die Passionskrippen. Diese besonderen Krippendarstellungen, auch als ‚ernste Krippen‘ bezeichnet, widmen sich nicht der Geburt Christi, sondern seinem Leiden und Sterben – und führen auf eindrucksvolle Weise durch die Ereignisse der Karwoche bis hin zur Auferstehung an Ostern.
Ausdrucksstarke Szenen – berührend und tiefgründig
Passionskrippen erzählen in oft detailverliebten Szenen vom Einzug Jesu in Jerusalem, dem letzten Abendmahl, der Kreuzigung bis zur Auferstehung. Ihre Darstellungen wirken still, ernst und zutiefst emotional – gerade in der heutigen, oft hektischen Zeit eine Einladung zur inneren Einkehr. In Kirchen, Museen und sogar der Tourist Information sind diese einzigartigen Kunstwerke zur Osterzeit öffentlich zugänglich.
Krippenkunst in der Tourist Information
Ein besonderer Blickfang erwartet Besucherinnen und Besucher in der Bamberger Tourist Information. Dort hat Krippenbaumeister Karl-Heinz Exner eine seiner Passionskrippen ausgestellt. Die Szene zeigt den Moment, in dem Jesus ans Kreuz genagelt wird – ein intensives Bild, das unter die Haut geht. Die Krippe stammt aus Exners privater Sammlung und ist noch bis zum 30. April während der Öffnungszeiten zu besichtigen.
Sonderausstellungen in Museen
Auch zwei Museen widmen sich in diesem Jahr besonders der Passionszeit:
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In der Maternkapelle Bamberg sind vom 12. bis 27. April verschiedene Passionskrippen zu sehen.
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Das Krippenmuseum Alte Schule Hirschaid zeigt nicht nur Fasten- und Passionskrippen, sondern auch rund 400 kunstvoll gestaltete Ostereier aus 28 Ländern – ein faszinierender Mix aus Volkskunst und religiöser Symbolik.
Lebendige Darstellung in Kirchen
In mehreren Kirchen des Bamberger Umlands werden Krippenszenen der Karwoche inszeniert. Besonders hervorzuheben ist die katholische Filialkirche St. Joseph in Wildensorg, wo die Darstellung regelmäßig zeitlich angepasst wird – von Palmsonntag bis Pfingstmontag. Aber auch andere Kirchen nehmen die Osterzeit zum Anlass, ihre Ganzjahreskrippen thematisch anzupassen.
Diese Kirchen beteiligen sich aktiv an der Darstellung:
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St. Jakob
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Maria Hilf
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St. Josef Gaustadt
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St. Kunigund
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St. Gangolf
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St. Markus (Bischberg)
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Herz Jesu (Kremmeldorf bei Memmelsdorf)
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St. Vitus (Hirschaid)
Der Bamberger Kreuzweg – ein spiritueller Spaziergang
Wer die Passion Christi im wahrsten Sinne des Wortes nachgehen möchte, dem sei der Bamberger Kreuzweg empfohlen – der älteste vollständig erhaltene Kreuzweg Deutschlands. Gestiftet von Heinrich Marschalk von Raueneck, beginnt er an der Elisabethenkirche, führt über die Aufseßstraße und endet an der Kirche St. Getreu auf dem Michaelsberg. Zwar ist die Kirche derzeit geschlossen, doch der Weg lohnt sich: Von der Terrasse St. Michael aus bietet sich ein atemberaubender Blick über die Stadt – ein passender Abschluss für einen meditativen Osterspaziergang.
Ein stilles Erlebnis mit tiefer Wirkung
Die Passionskrippen in Bamberg laden dazu ein, Ostern einmal anders zu erleben – besinnlich, künstlerisch und spirituell. Ihre kunstvollen Darstellungen berühren Herz und Verstand gleichermaßen. Wer in diesen Wochen durch Bamberg spaziert, sollte die Augen offenhalten – für eine stille, aber eindrückliche Form der Erinnerung an das zentrale Ereignis des christlichen Glaubens.