Was macht Bamberg so besonders? Nicht nur einzelne Bauwerke, sondern das einzigartige Zusammenspiel dreier historischer Stadtteile – Gärtner-, Berg- und Inselstadt – begründete 1993 die Auszeichnung als UNESCO-Welterbe.
Genau dieser Gedanke stand im Mittelpunkt der Aktion ‚Bamberg on Tour‘, bei der sich am vergangenen Sonntag rund 30 Bamberger mit dem Rad auf eine Entdeckungstour begaben. Angeführt wurde die Tour von Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar und Michaela Schraetz vom Sachgebiet Bürgerbeteiligung. Die Route führte entlang der äußeren Begrenzungslinien des Welterbegebiets und gleichzeitig tief hinein in die historische Stadtstruktur.
Geschichte erfahren – wortwörtlich
Während der Tour durch die drei historischen Siedlungskerne – die Gärtnerstadt, die Bergstadt mit dem Dom und die bürgerliche Inselstadt – ließ Ulrike Siebenhaar die Vergangenheit lebendig werden. Sie erinnerte an drei zentrale Daten:
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902 – erste urkundliche Erwähnung Bambergs
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1007 – Gründung des Bistums durch Kaiser Heinrich
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1602 – Entstehung des berühmten Zweidler-Plans
Besonders dieser historische Stadtplan faszinierte die Teilnehmenden. „Man kann heute noch durch Bamberg gehen auf Grundlage dieses Plans – das ist wirklich erstaunlich“, so Siebenhaar.
Urbaner Raum neu gedacht: Pop-Up-Aktion in der Theuerstadt
Ein besonderer Stopp war die Theuerstadt, wo das EU-Projekt ‚Pop-Up-Urban-Spaces‘ vorgestellt wurde. Projektleiterin Xenia Jakubek erklärte, wie dieser sonst unauffällige Ort – zwischen Linden, Brunnen und Parkplätzen – neue Aufenthaltsqualitäten entwickeln kann. Das parallel stattfindende Lindenfest bot einen lebendigen Eindruck davon, wie Stadtflächen durch kreative Nutzung aufgewertet werden können. Die Aktion war ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Stadtentwicklung, Lebensqualität und Bürgerbeteiligung.
Ort der Auszeichnung: Konzert- und Kongresshalle
Ein weiterer symbolträchtiger Halt führte die Gruppe zur Konzert- und Kongresshalle, wo im Dezember 1993 die UNESCO-Ernennungsurkunde offiziell überreicht wurde. Siebenhaar hatte eine Kopie dabei – ein Highlight für die Teilnehmenden, die sich so noch direkter mit dem historischen Moment der Auszeichnung verbinden konnten.
Gemeinschaft am Jakobsplatz
Die Radgruppe wurde am Jakobsplatz mit der Aktion ‚Kaffee, Kuchen, Nachbarschaft‘ empfangen. In Kooperation mit dem Bürgerverein Untere Historische Bergstadt wurde eine große Kaffeetafel organisiert, die nicht nur zur Stärkung diente, sondern auch Begegnungen förderte. Der Verein ‚Bewahrt die Bergstadt‘ zeigte dazu historische Fotografien, die belegen: Der Platz hat sich in den letzten 40 Jahren kaum verändert. „Erst vor etwa 20 Jahren hat sich bei der UNESCO das Prinzip durchgesetzt, dass das Wichtigste in einer Welterbe-Stätte die Menschen sind“, erklärte Simona von Eyb. „Das wollten wir auch beim heutigen Tag des Welterbes betonen: Das Welterbe kann ohne die Menschen nicht existieren.“ Dieser Gedanke sei heute wichtiger denn je und stehe auch im Mittelpunkt der Welterbe-Initiativen der Stadt.
Abschluss im Welterbe-Zentrum – mit Gewitter und Erdbeeren
Den Schlusspunkt der Tour setzte ein Besuch im Welterbe-Zentrum auf der Unteren Mühlbrücke. Während draußen ein Gewitter niederging, ordnete Simona von Eyb Bamberg in den Kontext der 54 deutschen und 1.223 weltweiten Welterbestätten ein. Nicht wegen eines einzelnen Bauwerks, sondern wegen der frühmittelalterlichen Stadtstruktur und der historischen Vorbildfunktion für Mittel- und Osteuropa sei Bamberg ausgezeichnet worden. Zum Abschluss gab es frische Erdbeeren, Kirschen und einen Welterbe-Pin mit Motiven wie Kaiserin Kunigunde oder der Humsera – ein kleines Andenken an einen informativen und inspirierenden Tag.
Fortsetzung im Juli: ’80 Jahre Kriegsende‘
Die nächste Ausgabe von ‚Bamberg on Tour‘ findet bereits am Sonntag, 13. Juli 2025 statt. Dann dreht sich alles um das Thema ’80 Jahre Kriegsende‘. Alle interessierten Radler sind herzlich eingeladen, erneut in die Geschichte der Stadt einzutauchen – ganz im Zeichen von Erinnerung, Bewegung und Gemeinschaft.