Nach drei Jahren Restaurierung und kunstvoller Reproduktion ist er endlich zurück: Der Erzengel St. Michael thront seit Kurzem wieder hoch oben auf der Westfassade der ehemaligen Abteikirche St. Michael.
Die monumentale Skulptur blickt entschlossen gen Westen – genau wie es ihr ursprünglicher Schöpfer im Barockzeitalter vorgesehen hatte. „Es handelt sich um höchste steinbildhauerische Qualität“, betont Stiftungsreferent Bertram Felix. Die Figur markiert nicht nur den symbolischen Schutz des Michaelsbergs, sondern ist auch ein sichtbares Zeichen für den Fortschritt der laufenden Generalsanierung.
Original von 1699 stark beschädigt
Die ursprüngliche Figur des Erzengels, geschaffen um 1699 von dem Bamberger Bildhauer Johann Nikolaus Resch, hatte dem Wetter über Jahrhunderte getrotzt – mit sichtbaren Folgen. Experten stellten massive Schäden fest: Windschliff, tiefe Risse, Abplatzungen und instabile Reparaturen aus früheren Zeiten machten das Kunstwerk zu einem Risiko. Die Entscheidung fiel deshalb auf eine exakte Reproduktion: Zum Schutz des Originals und aus Sicherheitsgründen für die Besucher der Kirche. Immerhin bringt die Figur aus Stein rund 650 Kilogramm auf die Waage.
Handwerkliche Meisterleistung aus Bamberg
Gefertigt wurde die neue Figur in der renommierten Steinmetz-Werkstatt Rieger in Bamberg. Bildhauer Kai Rötger leitete die aufwendige Umsetzung. Als Material wurde Räthsandstein aus einem Steinbruch nahe Coburg verwendet – ein langlebiger Naturstein mit ähnlicher Beschaffenheit wie das historische Vorbild. Die Details der barocken Skulptur wurden mithilfe eines Punktiergeräts millimetergenau vom Original übernommen. Besonders eindrucksvoll ist das zentrale Motiv: Der heilige Michael durchbohrt mit einer Lanze die Figur des Satans, die ihm zu Füßen liegt – ein kraftvolles Sinnbild für den Sieg des Guten über das Böse.
Goldene Flügel folgen in Kürze
Noch ist die Rückkehr nicht vollständig abgeschlossen: In den kommenden Wochen werden die vergoldeten Flügel und die Kreuzlanze montiert. Diese sollen das Kunstwerk in seiner vollen barocken Pracht zeigen und den Erzengel im wahrsten Sinne des Wortes erstrahlen lassen. Auch die neuen Glocken der Abteikirche werden bald geliefert und angebracht. Dann, so Bertram Felix, könne mit dem Abbau der Gerüste begonnen werden – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Wiedereröffnung der Kirche im April 2026.
Original-Skulptur im Infozentrum zu sehen
Das historische Original wurde keineswegs aus dem Stadtbild verbannt: Seit Februar 2025 ist die restaurierte Figur im Infozentrum am Michaelsberg ausgestellt. Dort können Besucher aus nächster Nähe erkennen, wie aufwendig und detailreich das barocke Werk restauriert wurde. Die Ausstellung macht deutlich, wie viel Handwerkskunst, Fingerspitzengefühl und Respekt vor dem historischen Erbe in diesem Projekt steckt. Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Kunstliebhaber, sondern für alle, die einen Blick hinter die Kulissen dieses einmaligen Restaurierungsprojekts werfen möchten.
Symbolischer Neustart für den Michaelsberg
Mit der Rückkehr des Erzengels St. Michael beginnt ein symbolischer Neubeginn für den Michaelsberg. Die Abteikirche, eines der bedeutendsten Wahrzeichen Bambergs, wird nicht nur restauriert, sondern in ihrer spirituellen und kulturellen Bedeutung neu belebt. Die barocke Schutzfigur erinnert dabei eindrucksvoll an den ursprünglichen Auftrag der Kirche – als Ort des Glaubens, des Schutzes und der Inspiration für die ganze Stadt.