In einer Zeit, in der die Demokratie zunehmend unter Druck gerät, hat der BDKJ-Diözesanverband Bamberg ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt.
Am 16. Februar 2025 feierte der Sachausschuss Politische Bildung einen ganz besonderen Gottesdienst in der Bamberger Innenstadt — für Demokratie, Gemeinschaft und Zuversicht. Rund 230 Menschen kamen in der Kirche St. Martin zusammen, um zu beten, zu singen und sich für gesellschaftliche Teilhabe und Menschenwürde stark zu machen.
Glauben, Handeln, Mitbestimmen: Ein Gottesdienst mit politischer Botschaft
Unter dem Motto ‚Glauben. Handeln. Mitbestimmen!‘ stand der Jugendgottesdienst ganz im Zeichen der demokratischen Bildung. Für den BDKJ-Diözesanvorsitzenden Andreas Weick war die Intention klar: „Unser Ziel ist es, junge Menschen für Demokratie und Partizipation zu sensibilisieren – gerade jetzt, wo unsere Demokratie durch rechtsextreme Parteien gefährdet ist. Wir möchten Jugendliche und junge Erwachsene darin bestärken, für Werte wie Menschenwürde, Solidarität und Mitbestimmung einzustehen.“ Mit dieser klaren Haltung möchte der BDKJ einen Beitrag leisten, um das demokratische Bewusstsein zu stärken und jungen Menschen zu zeigen, dass ihre Stimme zählt.
Die Würde des Menschen – Grundlage von Glaube und Demokratie
Rafael Derfuß, Mitglied des Sachausschusses Politische Bildung, erläuterte die Verbindung von Glauben und Demokratie: „Die Würde aller Menschen, die uns von Gott geschenkt ist, ist auch die Grundlage unserer Demokratie. In der Präambel des Grundgesetzes heißt es, dass sich Deutschland das Grundgesetz ‚im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen‘ gegeben hat. Wir haben im Gottesdienst das gefeiert, was uns im Glauben und in der Gesellschaft am wichtigsten ist: Eine Gemeinschaft zu sein, die sich auf die Würde des Menschen zurückbesinnt und vertraut, dass Gott selber Teil von ihr ist“. Daher war der Gottesdienst nicht nur ein spirituelles Erlebnis, sondern auch ein Aufruf, aktiv Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und für die Gesellschaft.
Mitbestimmung in Aktion: Interaktive Elemente im Gottesdienst
Ein besonderer Moment des Gottesdienstes war die direkte Beteiligung der Besucherinnen und Besucher. Schon zu Beginn konnten sie per QR-Code darüber abstimmen, welche Lesung sie hören wollten. 66 Prozent entschieden sich für die Worte des Mediziners und Christen Albert Schweitzer. Dabei wurde besonders auf sein Zitat „Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel“ eingegangen. In der anschließenden Dialog-Predigt griffen Alina Utzmann und Ingo Borschert diese Worte auf und betonten, dass Demokratie mehr ist als ein politisches System – sie ist eine Haltung, die Zuversicht braucht, um zu wachsen und zu bestehen.
Musik, Gemeinschaft und politisches Bewusstsein
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von der Erlanger Jugendband ‚Septimus Prime‘, deren Lieder die Atmosphäre aus Hoffnung und Zusammenhalt verstärkten. Besonders eindrucksvoll war der Moment, als die gesamte Gemeinde während des Vaterunsers und der Kommunion im Altarraum zusammenstand – ein spürbares Zeichen gelebter Gemeinschaft.
Warum Politik in die Kirche gehört
Pfarrer Helmut Hetzel, Leitender Pfarrer im Katholischen Seelsorgebereich Bamberger Westen, machte deutlich, warum Christinnen und Christen sich auch im Gottesdienst mit Politik beschäftigen sollten: „Als Kirche geht es uns um Menschen, anders gesagt um ‚Geschöpfe Gottes‘. Unser Anliegen sind selbstbewusste Menschen, die sich nicht für Machtgehabe und extremistische Seiten benutzen lassen.“ Diese klare Positionierung für Demokratie und Mitmenschlichkeit war an diesem Abend in der Kirche St. Martin spürbar.
Mut und Hoffnung für die Bundestagswahl 2025
Für viele Besucherinnen und Besucher war der Gottesdienst eine ermutigende Erfahrung. Die 27-jährige Laura brachte es auf den Punkt: „Der Gottesdienst hat mir Mut gemacht. Ich finde es wichtig, dass es in der aktuellen Zeit solche Angebote gibt.“ Auch Rafael Derfuß betonte, dass die Bundestagswahl 2025 als Chance verstanden werden sollte: „Wir können die Wahl nutzen, um das zu wählen, was wir in Zukunft in Deutschland haben möchten.“ Ausgehend von der Kirche St. Martin können die Besucherinnen und Besucher in ihr Umfeld, die Stadt Bamberg und die Gesellschaft hineinwirken.
Mitmachen erwünscht: Jugendbeteiligung sichtbar machen
Ein kreativer und politischer Abschluss des Gottesdienstes wartete auf dem Maxplatz in Bamberg: Dort konnten die Teilnehmenden auf Bauzäune schreiben, was sie sich von der Politik für die Jugend wünschen – Stichworte wie ‚Hoffnung‘ und ‚Wärme‘ waren dabei. Jene Plakatwände sind noch bis zum 20. Februar 2025 Teil der Aktion ‚Poli-Voice: Jugend(themen) für die Bundestagswahl 2025‘. Am 20. Februar um 17 Uhr werden die gesammelten Wünsche und Forderungen der Jugendlichen den Direktkandidatinnen und Direktkandidaten zur Bundestagswahl übergeben – ein konkreter Schritt, um die Stimmen der jungen Generation hörbar zu machen.