Alle Stadträtende Bambergs dürfen ab morgen endlich nach Wochen, ach was sag ich, Monaten des Wartens einen Blick ins aktuell wohl aufregendste Dokument im Rathaus werfen. Spannender als die Abrechnung der Landesgartenschau, die Einkommenssteuererklärung des Oberbürgermeisters und der FT von übermorgen zusammen: Der Bericht des Bayerischen kommunalen Prüfungsverbands.
In einem dunklen Zimmer im Keller des Rathauses wird er liegen. Festgenagelt auf einem einzelnen, kleinen Tisch, drüber baumelt eine flackernde Glühbirne. Ungepolsterter Holzstuhl davor. Dort werden sie – nach Aufnahme der Personalien und biometrischem Check – einzeln hingeführt. Natürlich erst nachdem sie auch gefilzt wurden sowie Handys und Kameras beim Datenschutzbeauftragten höchstpersönlich abgeben mussten.
Der ganze Aufstand aber nur für eine FSK-0-Version des Berichts.
Der Bericht, den das Rathaus schon im NoHvember am liebsten auf den internationalen Index der verbotensten Druckwerke der Welt gesetzt hätte, wurde schnell noch zensiert wie die Stasiakte eines Westjournalisten. Namen gab’s eh nie, die Initialen der premiumsten Mitarbeiter sind geschwärzt, deren Ämter und Funktionen wahrscheinlich auch. Nicht mal mehr die Personalnummern werden zu sehen sein, denk ich.
Natürlich nur wegen des Datenschutzes. Der Datenschutz, der Datenschutz! Die Gefängniskugel am Bein jeden Mittelständlers wird zum dankbaren Feigenblatt der Verwaltung. Die noch zwischen den Feiertagen versprochene Transparenz wurde nun – sagt man da auch „per Eilverfügung“ – zum Milchglas.
Ich bin gespannt, ob sich die Ratsherrinnen und -damen damit zufriedengeben, nicht mehr als das wissen zu dürfen, was sie wissen sollen. Warum nicht alle gewählten 44 Volksvertreter Teil des Datenschutzes sein durften? Ob sie sich vielleicht doch noch wundern, warum sich der Datenschutzbeauftragte zwischen sie und den Bericht geworfen hat wie Winnetou damals vor Lex Starker. Parker! Parker mein ich.
Morgen ist es soweit. Ich bin so gespannt, was sie alles nicht sagen.
Können.
Fortsetzung folgt.
