Am Samstag wurde in Bamberg der Kunigundentag gefeiert – ein Fest zu Ehren der heiligen Kaiserin Kunigunde, die gemeinsam mit Kaiser Heinrich II. das Bistum Bamberg gründete.
In einer ökumenischen Dialogpredigt im Bamberger Dom betonten Erzbischof Herwig Gössl und Dekanin Sabine Hirschmann die Strahlkraft der Kaiserin, die heute wie damals als Vorbild für gelebten Glauben, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wandel gilt. Passend fiel das Fest in diesem Jahr auf den Internationalen Frauentag am 8. März und stand unter dem Motto ‚Frauen.Macht.Veränderung.‘.
Kaiserin Kunigunde als Lichtblick in einer zerrissenen Welt
Erzbischof Gössl hob in seiner Predigt hervor, dass die heutige Gesellschaft wie auch die Kirche mit zunehmender Spaltung und Unsicherheiten konfrontiert sei. Umso mehr brauche es Vorbilder wie Kunigunde, die sich für Zusammenhalt und Gerechtigkeit einsetzten: „Sie hat aus ihrem Glauben heraus Lichtpunkte gesetzt in einer oft ungerechten und ungleichen Welt.“ Ein Beispiel für ihre soziale Verantwortung sei ihr Engagement für eine gerechte Entlohnung der Arbeiter beim Bau der Kirchengebäude in und um Bamberg gewesen. Kunigunde habe sich stets für die Reparatur gesellschaftlicher Risse statt für deren Vertiefung eingesetzt – eine Haltung, die auch heute Orientierung geben könne.
Frauen in der Kirche: Sichtbarkeit und Einfluss
Dekanin Hirschmann griff diesen Gedanken auf und würdigte Kunigunde als Frau, die sich trotz Widerständen durchsetzte: „In einer Zeit, in der die Rolle der Frau meist darin bestand, im Hintergrund zu bleiben und eben nicht im Rampenlicht zu stehen, leuchtete Kunigunde aus sich, aus ihrem Glauben und aus ihrem Einsatz heraus.“ Sie prägte nicht nur die Kirchengeschichte, sondern steht symbolisch für die vielen Frauen, die seit jeher das kirchliche Leben tragen, aber oft nicht im Vordergrund stehen. Der hohe Bildungsstand der Kaiserin habe ihr Selbstbewusstsein und Mut gegeben, für ihre Werte einzutreten – ein Privileg, das vielen Frauen weltweit bis heute verwehrt bleibt.
Gleichberechtigung weltweit noch nicht erreicht
Gerade am Kunigundentag und dem Internationalen Frauentag sei es wichtig, auf bestehende Ungleichheiten hinzuweisen. Noch immer seien Frauen in vielen Ländern benachteiligt, hätten keinen Zugang zu Bildung und keine Möglichkeit, sich gesellschaftlich einzubringen. Hirschmann mahnte, dass sich dies dringend ändern müsse. „Viele Frauen haben kein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, keinen Zugang zu Bildung und damit auch keine Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.“ Die anhaltende Ungerechtigkeit wirke oft wie eine gigantische Mammutaufgabe, räumte Erzbischof Gössl ein. Doch Kunigunde könne auch hier Vorbild sein: Sie habe trotz aller Herausforderungen nie den Glauben an eine bessere Zukunft verloren und stets auf Gott vertraut.
Workshops, Musik und eine szenische Lesung
Nach dem Gottesdienst wurde der zweite Teil des Kunigundentages in der Stephanskirche und im Stephanshof fortgesetzt. Das Ökumenische Team Kunigunde hatte ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das von der ‚Kuni-Band‘ der Werkstatt Christliche Popularmusik musikalisch begleitet wurde. Ein zentrales Element waren verschiedene Workshops, die sich mit dem Thema Frauenrechte und gesellschaftliche Veränderungen auseinandersetzten. Themen waren unter anderem:
- Die Geschichte der Frauenrechte – ein kritischer Rückblick
- Geflüchtete Frauen – Chancen und Herausforderungen
- Unbezahlte Sorge- und Care-Arbeit – ein unsichtbares Problem
‚Pfeif auf den Märchenprinzen!‘ – Humorvolle Reflexion über Geschlechterrollen
Ein besonderes Highlight bildete die szenische Lesung der Schauspielerin Ursula Gumbsch. Unter dem Titel ‚Pfeif auf den Märchenprinzen!‘ setzte sie sich auf humorvolle und zugleich nachdenkliche Weise mit traditionellen Geschlechterrollen und den damit verbundenen Erwartungen auseinander.
Ermutigung zu Solidarität und Engagement
Zum Abschluss des Tages wurden die Teilnehmerinnen mit der Bitte um Gottes Beistand ermutigt, sich weiterhin für ihre Rechte und die Rechte aller diskriminierten Menschen einzusetzen. Der Kunigundentag wird jährlich in Erinnerung an die heilige Kunigunde gefeiert, die am 3. März 1033 starb und im Jahr 1200 heiliggesprochen wurde. Seit einigen Jahren findet er als ökumenisches Frauenfest statt, organisiert vom Erzbistum Bamberg und dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat Bamberg. Das diesjährige Motto ‚Frauen.Macht.Veränderung.‘ hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Geist von Kunigunde noch heute lebendig ist – als Inspiration für ein solidarisches und gerechtes Miteinander.