Am 17. Februar ist es so weit. Um 18:30 Uhr öffnen sich die Türen des Ziegelbaus am Welcome Kongress Hotel zur 9. Auflage der inzwischen zur Tradition gewordenen Bamberger Fastenpredigt. Neben dem Fastenbier vom Ambräusianum, Brezen, Pfefferbeißer und Leberkäsbrötchen erwartet die Gäste im festlich geschmückten Ambiente des Ziegelbaus zum zweiten Mal Fastenprediger Florian Herrnleben, der als Bruder Udalrich die lokalpolitischen Geschehnisse des vergangenen Jahres aufarbeiten wird.
Karten für die Kategorie 2 sind über den BVD Kartenservice (Lange Str. 39/41 Bamberg: www.bvd-ticket.de) und im AGILädla in der Alten Hofhaltung bzw. online über www.agil-bamberg.de erhältlich.
Wir hatten die Gelegenheit, mit Dr. Jost Lohmann von AGIL, dem Veranstalter, ein interessantes Interview über die letzten Vorbereitungen und die Idee zur Fastenpredigt zu führen.
Die Spannung steigt, nur noch wenige Tage bis zur Fastenpredigt. Was sind die Aufgaben des Veranstalters in den letzten Tagen?
Lohmann: Die Organisation der Rahmenbedingungen ist natürlich abgeschlossen, heißt: Die Verträge sind gemacht, der Ablauf festgelegt, die Musiker zur Probe gebeten. Der Aufbau von 80 Biertischgarnituren, der Technik und die Dekoration des Festsaals stehen noch bevor. All das muss passieren in kürzester Zeit vor der Veranstaltung, da die Räumlichkeiten natürlich während der Woche immer noch genutzt werden. Aber alles gelingt auch dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Team vom Welcome Hotel, so dass am Samstagabend ein festlich geschmückter Saal für die Fastenpredigt zur Verfügung stehen wird
Es ist bereits die 9. Fastenpredigt. – Ist es bereits Routine oder ist jedes Jahr irgendwie neu und anders?
Lohmann: Nach acht Fastenpredigten gibt es natürlich inzwischen eine gewisse Routine, aber trotzdem steigt die Aufregung von Tag zu Tag. Immerhin erwarten wir fast 500 Gäste. Und da es bei unseren prominenten Gästen aus Politik und Gesellschaft einen gewissen Wechsel gibt, müssen alle Tische Jahr für Jahr neu geplant werden. Was mich freut: In jedem Jahr wächst die Zahl der Politikerinnen und Politiker aus Stadt und Landkreis. Auch Landtags- und Bundestagsabgeordnete wollen die Bamberger Fastenpredigt nicht mehr verpassen.
Zwei Jahre gab es coronabedingt eine Fastenpredigts-Auszeit, dann letztes Jahr ein eindrucksvolles Comeback der Veranstaltungsreihe. Musste man lang überlegen, ob es eine Fortsetzung 2024 gibt?
Lohmann: Nein, denn die Bamberger Fastenpredigt war von Beginn an als jährliche Veranstaltung angedacht und so gab es bisher keinerlei Überlegungen, die Veranstaltungsreihe wieder zu beenden. Natürlich war die Zeit der Pandemie ein Einschnitt. Ich sehe die Veranstaltung als einen wichtigen Teil der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am städtischen Leben. Auf der einen Seite ist da der Neujahrsempfang der Stadt Bamberg, an dem die Bürgerinnen und Bürger als Zuhörer teilnehmen können, während auf der anderen Seite die Bamberger Fastenpredigt die Gelegenheit ist, wo die Stadtgesellschaft durch das Mikrofon des Fastenpredigers zu Wort kommen darf und die Politiker den Part des Zuhörens übernehmen.
2023 war es nach den Rathaus-Skandalen auch dringend nötig. Wie erstand 2014 die Idee zur ersten Fastenpredigt? Auch angesichts politischer Verfehlungen?
Lohmann: Die Idee zur ersten Bamberger Fastenpredigt entstand im Jahr 2012 im Rahmen der Veranstaltung „Erlesene Jahrhunderte“ unseres Vereins Agil e.V. anlässlich des 1000 jährigen Krönungsjubiläums von Kunigunde und Heinrich II.. In jedem Monat gab es eine Veranstaltung an einem herausragenden Ort der Welterbestadt zu einem besonderen geschichtlichen Thema. Im März stand eine Veranstaltung auf dem Michelsberg an. Da war es naheliegend, im Theater am Michelsberg eine Fastenpredigt halten zu lassen. Der Erfolg war enorm, so dass wir die Veranstaltungen auch im nächsten Jahr noch einmal dort stattfinden ließen. Allerdings sprengte es jeglichen Rahmen und so erfolgte bereits im dritten Jahr der Wechsel in den Ziegelbau des Welcome- Kongress Hotels. Ein kleiner Hinweis auch noch in eigener Sache: Zum diesjährigen 1000jährigen Todesjahr von Heinrich II. planen wir übrigens ein Wandeltheater mit der Aufführung des „Bamberger Totentanzes“.
Agil kümmert sich sonst eher um Touristen und deren Programm, die Fastenpredigt richtet sich vornehmlich an die Einheimischen. – Ein großer, ein entscheidender Unterschied?
Lohmann: Man darf es nicht unterschätzen. Ein Drittel der Gäste von AGIL kommt aus Bamberg und dem näheren Umland. Der verbleibende Teil sind touristische Gäste. Firmen, Vereine ebenso, aber auch private Gäste nutzen unser vielfältiges Stadtführungsangebot. AGIL hat eine Reihe thematischer Führungen und an besondere Örtlichkeiten so kommt man mit AGIL geführt auf die Altenburg, in der Kooperation mit der Volkshochschule Stadt Bamberg auch in die Stollen unter der Stadt. Und mit unseren Themenführungen wie z.B. der barocken Schauspielführung „Prunk, Pracht, Puder“ taucht man tief in die Lebenswelt des Barock ein. Einheimische erfreuen sich gleichermaßen wie Touristen an unserer Führung „Bier – das Bamberger Herzblut“.
Was erwartet das Publikum in diesem Jahr? Überraschungen oder „altbewährtes“ Konzept?
Lohmann: Ein Motto der Bamberger Fastenpredigt lautet „Für die Stadt und den Landkreis“. Die Landes- und Bundespolitik spielen nur eine untergeordnete Rolle, deswegen sind die Gäste überwiegend aus Stadt und Landkreis. Inzwischen gibt es auch eine stolze Zahl an Stammpublikum, das sich teils weitgereist in irgendeiner Weise mit Bamberg verbunden fühlt. Zur Fastenpredigt reisen sie an, um ein Update zu bekommen und die einzigartige Atmosphäre von Predigt, Musik und Bockbier zu genießen. Eine Art Sandkerwa-Effekt!
Florian Herrnleben ist als Fastenprediger momentan in Bamberg fast gesetzt. Sind seine unnachgiebige Art und die Kontroversen, die er auslöst, auch mal mehr Fluch als Segen?
Lohmann: Von Anfang an war für uns als Veranstalter klar, dass es keinerlei Einwirkungen auf den Inhalt der Fastenpredigt gibt. Einzige Bedingung: Nichts unter der sogenannten Gürtellinie. Zensur findet nicht statt, die Fastenpredigt soll ein Fest der Demokratie sein. Die freie Rede führt natürlich sowohl für den Veranstalter aber vor allen Dingen auch für die Fastenprediger zu Konflikten, kritisiert werden ja Persönlichkeiten der Stadt, politische Entscheidungsträger und Gremien der Stadt. Nicht alle Kritisierten bleiben dem Prediger und dem Veranstalter gewogen, neue kommen dafür hinzu. Die Rolle des Fastenpredigers wurde auch schon abgelehnt mit der Begründung, dass man sich ja Feinde schafft. Mein Dank an die Vorgänger von Florian Herrnleben und an ihn selbst, dass er den Finger in so manche Wunde legt.
Am 17.2. ist es soweit! Gibt es noch Karten? Was sollte das Publikum beachten?
Lohmann: Ja, es gibt noch Tickets in der Kategorie 2 mit freier Platzwahl. Insgesamt stehen immerhin 600 Sitzplätze zur Verfügung. Karten sind beim BVD, den Welcome Hotels oder ganz einfach online unter www.agil-bamberg.de erhältlich. Und noch ein Hinweis: Der eigens gebraute Fastenbock von der Gasthausbrauerei Ambräusianum wird sicherlich wieder so lecker, dass die Gefahr besteht, dass die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt wird. Deswegen gibt es auch in diesem Jahr den Shuttlebus-Service von unserem Sponsor. Der rote Bamberg-Bus bringt Gäste zum Ziegelbau und fährt mit dem Ende der Veranstaltung noch einmal eine Runde, um alle sicher nach Hause zu chauffieren, die diesen Service benötigen. Der Fahrplan dazu findet sich in Kürze auf unserer Homepage.