Am 14. Oktober 2024 fand in den Ortschaften Zeckendorf, Demmelsdorf und Scheßlitz (ZeDeSch) im Landkreis Bamberg eine bedeutsame Stolpersteinverlegung statt.
Der Künstler Gunter Demnig verlegte insgesamt 32 Stolpersteine, die an die ehemaligen jüdischen Bewohner erinnern. Organisiert wurde die Veranstaltung von der VHS Bamberg-Land in Kooperation mit der Stadt Scheßlitz, der Mittelschule Scheßlitz, der Willy-Aron-Gesellschaft und der Jüdischen Gemeinde Bamberg.
Erinnerung an jüdisches Leben vor 1942
Die Stolpersteine erinnern an jüdische Familien, die vor 1942 in den Dörfern lebten, bis das friedliche Zusammenleben durch die nationalsozialistische Rassenideologie zerstört wurde. Familien wie Hausmann, Rollmann und Mannheimer lebten Seite an Seite mit ihren christlichen Nachbarn, bevor die Nazis mit wirtschaftlicher Ausgrenzung, sozialer Isolation und schließlich mit erzwungener Auswanderung und Deportation das jüdische Leben in den Gemeinden auslöschten.
Engagement für das Gedenken: Maria Becker und Joachim Schön
Die Initiative zur Verlegung der Stolpersteine in ZeDeSch wurde von Maria Becker mit Unterstützung von Joachim Schön von der VHS Bamberg-Land ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die Namen und Schicksale der jüdischen Bürgerinnen und Bürger sichtbar zu machen, die das Leben in den Dörfern vor der NS-Zeit mitgeprägt haben. In mehreren Vorträgen wurde nicht nur über das jüdische Leben informiert, sondern auch Spenden für die Stolpersteine gesammelt. Die Verlegung der ersten 32 Steine markiert dabei nur den Anfang, weitere sollen folgen.
Stationen der Stolpersteinverlegung
Die Verlegung begann um 9 Uhr vor dem Haus Hauptstraße 1 in Scheßlitz, dem ehemaligen Wohnsitz der Familie Hausmann. Die Bläserklasse und der Chor der Mittelschule Scheßlitz begleiteten die Zeremonie musikalisch, während Biografien der jüdischen Familien vorgestellt wurden. Weitere Stationen in Scheßlitz waren das Anwesen Oberend 4, wo an Gretchen Rollmann erinnert wurde, sowie das Haus Altenbach 38, wo Stolpersteine für die Familie Rollmann verlegt wurden. An allen Orten wurden Bilder der Verstorbenen aufgestellt, Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet, um den jüdischen Mitbürgern auch ein Gesicht zu geben.
In Demmelsdorf folgte die Verlegung von Stolpersteinen vor den Häusern Schultestraße 16, Benno-Schmitt-Straße 2 und 18 sowie vor dem Feuerwehrhaus, wo an die Familien Wurzinger, Mannheimer, Heimann und Berg erinnert wurde. Die Querflötenschüler der Musikschule Bamberg sowie ein Bläser-Trio unter Leitung von Josef Gentil umrahmten die Veranstaltung musikalisch.
Abschluss im Gemeindehaus Zeckendorf
Die Abschlussveranstaltung fand im Gemeindehaus in Zeckendorf statt, da die Hauptstraße des Ortes in den nächsten Jahren saniert wird und die Stolpersteine hier vorerst im Gemeindehaus untergebracht sind. Sie erinnern an die Familien Gerst, Rosenbaum und Hausmann. Die Lebensläufe dieser Familien wurden von Maria Becker und Studierenden der Universität Bamberg vorgestellt.
Anschließend betonte Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, die Bedeutung des Gedenkens und wie wichtig es sei, die Erinnerung an das jüdische Leben in Deutschland wachzuhalten, um einem Erstarken rechter Kräfte entgegenzuwirken. Auch Maria Becker sprach über die Verantwortung, jüdisches Leben in der heutigen Zeit zu schützen. Landrat Johann Kalb schloss sich dem an und hob die Bedeutung der Erinnerungskultur hervor: „Die heute verlegten Stolpersteine erinnern uns an jüdischen Familien, die ein elementarer Bestandteil der Dorfgemeinschaften im Landkreis Bamberg waren.“
Junge Generation trägt die Verantwortung weiter
Die Verlegung der Stolpersteine wurde auch von vielen Schülerinnen und Schülern der Mittelschule Scheßlitz begleitet. Diese enge Zusammenarbeit mit der Schule zeigt, wie wichtig es ist, die junge Generation in die Erinnerungsarbeit einzubeziehen. Da Zeitzeugen der NS-Zeit zunehmend nicht mehr leben, muss die Erinnerung durch Bildungsarbeit fortgeführt werden. Schüler, die aktiv an Projekten wie der Stolpersteinverlegung teilnehmen, verstehen nicht nur die historische Bedeutung, sondern tragen auch die Verantwortung, das Gedenken an kommende Generationen weiterzugeben.
Unterstützung durch Bundesprogramme und Stiftungen
Die Stolpersteinverlegung in ZeDeSch wurde durch das Bundesprogramm ‚Demokratie leben!‘ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Diese Unterstützung erfolgte im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Bamberg. Zusätzlich trug die Amadeu Antonio Stiftung zur Finanzierung bei. Die Veranstaltung war Teil der bundesweiten Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus 2024, die darauf abzielen, das Bewusstsein für Antisemitismus zu schärfen und aktiv gegen Ausgrenzung und Hass vorzugehen. Diese Förderungen unterstreichen die Bedeutung, das Erinnern und die Demokratiebildung in der Gesellschaft zu stärken.
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