Beim diesjährigen Fronleichnamsfest im Bamberger Dom hat Erzbischof Herwig Gössl eine eindringliche Predigt gehalten, in der er die Gläubigen zu mehr Mitmenschlichkeit, Vertrauen und Gemeinschaft aufrief.
Angesichts der anhaltenden Krisen, Kriege und Spannungen weltweit erinnerte er daran, dass das Fest der leiblichen Gegenwart Christi kein bloßes Ritual sei, sondern ein lebendiger Auftrag zur Nächstenliebe.
Dem Unfrieden mit Nächstenliebe begegnen
Gössl betonte, dass Jesus sich selbst mitten in die Not der Menschen gestellt habe – ein Vorbild, dem alle Gläubigen folgen sollten. „Gebt von dem, was ihr seid“, forderte der Erzbischof und erklärte, dass wahre Nähe und gegenseitige Achtung nur dann entstehen könnten, wenn Menschen sich selbst einbringen – mit ihren Hoffnungen, Ängsten und ihrer Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Bilder des Hasses und die Sehnsucht nach Frieden
Die täglichen Nachrichten seien geprägt von Bildern der Verzweiflung und des Hasses. Diese Eindrücke verstärkten die Sehnsucht nach Dialog, Versöhnung und Verständnis, so Gössl. Eine wichtige Voraussetzung für Annäherung sei der Blickkontakt, das bewusste Wahrnehmen des Gegenübers. Nur so könne eine echte Gemeinschaft wachsen, in der jeder Mensch als Individuum mit seinen Emotionen wahrgenommen werde.
Mitten im Leben – mitten im Leiden
Die Fronleichnamsprozession, so der Erzbischof, sei mehr als eine symbolische Handlung. Sie zeige, dass Jesus in alle Bereiche menschlichen Lebens hineinwirke – dorthin, wo Menschen feiern und sich freuen, wo sie arbeiten und lernen, aber auch dahin, wo sie leiden, zweifeln und an Grenzen stoßen. Der Leib Christi werde bewusst dorthin getragen, um Trost, Hoffnung und Gemeinschaft zu bringen.
Die Eucharistie als Anker der Hoffnung
Gössl sprach von der Eucharistie als einem „Anker der Hoffnung“ inmitten der Stürme des Lebens. Der Glaube gebe nicht deshalb Kraft, weil er eine heile Welt vorgaukle, sondern weil er sich als tragfähig im Alltag erweise. „Lebensnah“ und „lebenstauglich“ sei der Glaube – gerade weil er uns nicht vor Leid schützt, sondern Kraft schenkt, ihm zu begegnen.
Ein lebendiger Auftrag für heute
Zum Abschluss seiner Predigt betonte der Erzbischof, dass Fronleichnam nicht nur eine Tradition sei, sondern ein Auftrag zur aktiven Gestaltung von Gemeinschaft. Jede und jeder solle sich dort einbringen, wo es möglich ist – mit Mitgefühl, Offenheit und dem Mut zur Nähe. Kleine Taten der Aufmerksamkeit und Hilfe könnten große Wirkung entfalten und die Gesellschaft menschlicher machen.