Mit einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung im Alten E-Werk hat die Volkshochschule (vhs) Bamberg Stadt ihr neues Semester für Frühjahr-Sommer 2025 eingeläutet.
Die Veranstaltung stand unter dem Leitgedanken der Bildung als Fundament einer stabilen Demokratie. Als Festredner sprach Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, über das Thema ‚Die zweite Chance. Die ,geschenkte Demokratie‘ für die Deutschen‘ und betonte die Verantwortung jedes Einzelnen für den Erhalt demokratischer Werte.
Demokratie als Geschenk und Verpflichtung
In seiner Rede erinnerte Dr. Spaenle an die historische Entwicklung der deutschen Demokratie nach der NS-Diktatur. Er skizzierte die Entstehung der Bayerischen Verfassung 1946 und des Grundgesetzes 1949 als Antwort auf die menschenverachtenden Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Verfassungsmütter und -väter hätten ein stabiles Fundament geschaffen, doch der demokratische Neuanfang setzte eine schonungslose Aufarbeitung der Vergangenheit voraus. „Auch wenn die heute lebenden Generationen keine Schuld an den Verbrechen der Vergangenheit tragen, tragen sie doch die volle Verantwortung dafür, dass eine mörderische Ideologie nie wieder an die Macht kommt“, betonte Spaenle eindringlich. Ein Schlussstrich unter die Erinnerung an die Shoa sei für ihn keine Option: „Das wäre ein Stück Selbstaufgabe unserer Republik.“
Demokratie braucht gebildete Bürger
Bambergs Bürgermeister Jonas Glüsenkamp unterstrich in seinem Grußwort die zentrale Rolle der Volkshochschulen für eine funktionierende Demokratie. „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss stetig neu erarbeitet und verteidigt werden“, so Glüsenkamp. In Zeiten von gezielten Desinformationskampagnen und Fake News sei es wichtiger denn je, dass Bürger faktenbasiert urteilen können. „Demokratie, so wie ich sie verstehe und mich in Bamberg für sie einsetze, lebt von Beteiligung und Dialog, aber auch von Rücksicht auf die Meinung der Minderheit. Dazu braucht es gebildete Bürger, die Konflikte lösen und kontroverse Diskussionen auf der Sachebene führen können“ erklärte der Bürgermeister. Die vhs leiste mit ihrem vielfältigen Bildungsangebot einen wichtigen Beitrag zu dieser gesellschaftlichen Aufgabe.
Forderung: Weiterbildung von Umsatzsteuer befreien
Glüsenkamp sprach sich zudem für die steuerliche Entlastung von Weiterbildung aus und unterstützte die Forderung des vhs-Dachverbands, Bildungsangebote auch in Zukunft von der Umsatzsteuer zu befreien. „Bildung ist kein Luxus, sondern eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft“, stellte er klar. Sein Dank galt allen, die sich mit Nachdruck für die Förderung der Volkshochschulen einsetzen und Menschen die Möglichkeit geben, notwendige Zukunftskompetenzen (‚Future Skills‘) zu erwerben.
Vielfältiges Bildungsangebot im neuen Semester
Wie breit das Angebot der vhs Bamberg Stadt im kommenden Semester gefächert ist, stellte vhs-Leiterin Dr. Anna Scherbaum vor. Mit über 850 Kursen und Veranstaltungen reicht das Programm von Sprach- und Digitalisierungsangeboten über Gesundheitsbildung bis hin zu politischer und kultureller Bildung. Besonderes Augenmerk liegt auf kostenfreien Vorträgen, die Wissen vermitteln und zur gesellschaftlichen Debatte anregen. Die neue Vortragsreihe in Kooperation mit dem Stadtarchiv Bamberg und dem Historischen Verein widmet sich dem demokratischen Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine begleitende Fotoausstellung im vhs-Foyer, kuratiert vom Stadtarchiv Bamberg, ergänzt das Thema mit historischen Dokumentationen. Interessierte können die Ausstellung im Rahmen von Führungen erkunden.
Lebenslanges Lernen als Schlüssel zur Zukunft
Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Dr. Scherbaum die Rolle der vhs als Ort des lebenslangen Lernens und der Begegnung. „Es ist wunderbar zu sehen, wie sich unsere Räume mit Leben füllen, mit Fröhlichkeit, Lachen und der gemeinsamen Vorfreude darauf, Neues zu lernen“, sagte sie. Ihr Dank galt allen Kursleitern, Kooperationspartnern und dem gesamten vhs-Team, die das umfangreiche Programm ermöglichen. „Gemeinsam mit Ihnen werden wir unserem Leitspruch ‚Wir.bilden.Bamberg‘ gerecht und sorgen dafür, dass Bildung für alle zugänglich bleibt.“