Der Kampf gegen den sogenannten Enkeltrick-Betrug hat einen weiteren großen Erfolg erzielt.
Durch eine konzertierte Aktion von Ermittlern aus Deutschland, Polen, Großbritannien, Belgien und der Europäischen Polizeibehörde Europol konnte eine international agierende Bande zerschlagen werden, die vor allem ältere Menschen mit der Betrugsmasche der ‚Schockanrufe‘ ins Visier genommen hatte.
Internationaler Einsatz zur Bekämpfung des Enkeltricks
Unter der Leitung der Staatsanwaltschaften Bamberg und Warschau haben Ermittler der Kriminalpolizei Oberfranken, gemeinsam mit ihren polnischen, britischen und belgischen Kollegen, in den letzten Monaten eng kooperiert. Der Fokus lag auf einer kriminellen Organisation, die in mehreren Ländern agierte und insbesondere durch den Einsatz von Callcentern in Polen zahlreiche Betrugsfälle in Deutschland verübte. Diese Callcenter dienten dazu, ältere Menschen zu täuschen, indem sie vermeintliche Notfälle vorgaben, um hohe Geldsummen von den Opfern zu erpressen.
Schockanrufe: Eine perfide Masche
Die Methode der Betrüger war einfach, aber höchst effektiv. Mit sogenannten „Schockanrufen“ wurden vor allem ältere Menschen konfrontiert. Die Anrufer gaben vor, Angehörige der Opfer zu sein, die sich in einer akuten Notlage befinden – zum Beispiel nach einem schweren Verkehrsunfall oder einer Festnahme. In Panik und unter Druck gesetzt, sahen sich die Opfer oft gezwungen, hohe Summen Geldes oder Wertgegenstände an die Täter zu übergeben.
Durchbruch bei den Ermittlungen im November 2023
Im November 2023 gelang den Ermittlern ein entscheidender Schlag gegen die Betrügerbande. Mit Unterstützung des Landeskriminalamts Berlin und polnischen Behörden konnte ein in Polen ansässiges Callcenter ausgehoben werden. In diesem Callcenter wurden mutmaßlich rund 14.000 Betrugsanrufe in die Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. Die Zerschlagung dieses Zentrums führte zu einem spürbaren Rückgang der Betrugsfälle in Deutschland Anfang 2024 und schwächte das kriminelle Netzwerk erheblich.
Festnahme von 17 Geldabholern in Deutschland
Im Zuge der Ermittlungen konnten insgesamt 17 sogenannte Geldabholer auf frischer Tat festgenommen werden. Diese Personen hatten die Aufgabe, das von den Opfern erpresste Geld abzuholen und weiterzuleiten. Die Festnahmen erstreckten sich über ganz Deutschland, wobei ein Teil der Täter bereits vom Landgericht Bamberg verurteilt wurde.
Neuer Schlag gegen die Hintermänner im Oktober 2024
Mitte Oktober 2024 folgte ein weiterer bedeutender Erfolg. In einer international koordinierten Aktion, die von Europol geleitet wurde, konnten mutmaßliche Drahtzieher der Bande in Polen, Großbritannien und Belgien festgenommen werden. Diese sogenannten Logistiker steuerten die Geldabholer und sorgten dafür, dass die erbeuteten Gelder in Sicherheit gebracht wurden. Durch umfangreiche Durchsuchungen und Festnahmen konnten zahlreiche Beweismittel gesichert und acht weitere Personen verhaftet werden.
Die Hauptverdächtigen: Zwei polnische Staatsbürger
Die beiden Hauptverdächtigen, zwei polnische Staatsangehörige im Alter von 23 und 30 Jahren, sollen als zentrale Figuren im kriminellen Netzwerk agiert haben. Ihnen wird ein Vermögensschaden in Höhe eines niedrigen siebenstelligen Eurobetrags zugerechnet. Beide warten derzeit auf ihre Auslieferung nach Deutschland, nachdem sie in Großbritannien festgenommen wurden. Ihre Tätigkeit als Logistiker der Betrugsoperationen hatte entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der kriminellen Machenschaften.
Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit
Die Kriminalpolizei Oberfranken betonte in ihrer Pressemitteilung die immense Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung solcher kriminellen Strukturen. Nur durch die enge Kooperation mit den europäischen Partnerbehörden und die Unterstützung von Europol war es möglich, die komplexen Netzwerke der Betrüger zu durchdringen und ihre Hauptakteure festzunehmen.
Wie man sich vor Enkeltrick-Betrug schützen kann
Angesichts der weiterhin bestehenden Bedrohung durch derartige Betrugsmaschen rät die Polizei Bürgerinnen und Bürgern, bei Verdacht sofort die Polizei zu informieren. Es wird dringend empfohlen, niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen zu übergeben. Sollten Sie von einem angeblichen Angehörigen kontaktiert werden, prüfen Sie die Situation, indem Sie über eine Ihnen bekannte Nummer zurückrufen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und zögern Sie nicht, den Notruf 110 zu wählen, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt.
Ein starkes Signal gegen internationale Kriminalität
Der Erfolg der Ermittler im Kampf gegen die Enkeltrick-Betrüger sendet ein starkes Signal: Kriminelle Strukturen, die über Landesgrenzen hinweg operieren, können nur durch internationale Zusammenarbeit wirksam bekämpft werden. Dank des entschlossenen Einsatzes der Behörden ist es gelungen, eine große Bedrohung für ältere Menschen in Deutschland und anderen Ländern zu stoppen. Die Ermittlungen dauern an, um weitere Beteiligte zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen.