Am Montag, den 14. Oktober 2024, werden in den fränkischen Gemeinden Zeckendorf, Demmelsdorf und Scheßlitz (kurz ‚ZeDeSch‘) Stolpersteine verlegt, um an das jüdische Leben vor der NS-Zeit und die Schicksale der jüdischen Familien während des Holocaust zu erinnern.
Insgesamt werden 32 Stolpersteine an 11 verschiedenen Orten verlegt, an denen jüdische Familien einst lebten.
Jüdisches Leben in ‚ZeDeSch‘
Die Region ‚ZeDeSch‘ war vor dem Zweiten Weltkrieg Heimat einer bedeutenden jüdischen Gemeinde. Mit einer eigenen Synagoge, einer Mikwe (rituellem Tauchbad), einem jüdischen Friedhof und einer Schule war das jüdische Leben fest in das Gemeindeleben integriert. Die enge Nachbarschaft von Juden und Christen prägte das Miteinander, bis der Nationalsozialismus gewaltsam in das jüdische Leben eingriff. Viele jüdische Bürger mussten fliehen oder wurden in Konzentrationslagern ermordet. Die Stolpersteine sollen die Erinnerung an diese Menschen und ihre Geschichte lebendig halten.
Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig
Der Initiator des Stolpersteinprojekts, der Künstler Gunter Demnig, wird persönlich die 32 Steine in den drei Gemeinden verlegen. Diese Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln, die in den Gehwegen vor den letzten freiwilligen Wohnorten der Opfer des Nationalsozialismus eingelassen werden. Jeder Stein trägt den Namen, das Geburtsdatum sowie Informationen über das Schicksal der betreffenden Person – ein symbolischer Akt, der den Opfern ihre Identität zurückgibt und sie im öffentlichen Raum sichtbar macht.
Ablauf der Veranstaltung
Die Verlegungen beginnen um 9 Uhr in Scheßlitz, Hauptstraße 1. Danach folgen weitere Verlegungen in Demmelsdorf gegen 10 Uhr. Die Verlegungen werden durch Lesungen begleitet, die an jedem Verlegungsort die Geschichte der jüdischen Familien und ihr Schicksal während der Shoa thematisieren. Musikalische Beiträge runden die Zeremonien ab. Den Abschluss bildet um 12 Uhr eine Gedenkfeier in Zeckendorf, die im Gemeindehaus stattfindet. An dieser Gedenkfeier wird auch der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Dr. Ludwig Spaenle, teilnehmen.
Gedenkfeier und Schulische Beteiligung
Nach der Gedenkfeier um 12 Uhr in Zeckendorf findet um 13 Uhr ein Empfang in der Mittelschule Scheßlitz statt. Die Mittelschule Scheßlitz ist eine der Kooperationspartner dieser Stolpersteinverlegungen und wird sich aktiv an der Veranstaltung beteiligen. Schüler und Lehrer der Schule haben sich intensiv mit der Geschichte der jüdischen Familien aus ihrer Region auseinandergesetzt und nehmen auch an der Gedenkfeier teil.
Kooperation und Förderung
Die Stolpersteinverlegungen in ‚ZeDeSch‘ sind eine gemeinsame Initiative der Volkshochschule Bamberg Land, der Stadt Scheßlitz, der Mittelschule Scheßlitz, der Willy-Aaron-Gesellschaft sowie der Jüdischen Gemeinde Bamberg. Das Projekt ist Teil der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus 2024 und wird durch das Bundesprogramm ‚Demokratie leben!‘ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Ein Zeichen gegen das Vergessen
Die Stolpersteinverlegung in Zeckendorf, Demmelsdorf und Scheßlitz ist ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen das Vergessen. Sie erinnert an die früheren jüdischen Mitbürger, die in der Region gelebt haben, und trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Verbrechen des Holocaust zu schärfen. In Zeiten, in denen Antisemitismus in Europa wieder zunimmt, sind solche Gedenkprojekte von großer Bedeutung.