Am Freitag, 4. Juli 2025, war es so weit: Auf dem Michaelsberg in Bamberg wurde das neue Glockengeläut von St. Michael feierlich durch Erzbischof Herwig Gössl geweiht.
Mit dem symbolischen Anschlagen jeder einzelnen Glocke fand ein bedeutendes Kapitel der Sanierung des ehemaligen Klosters seinen Höhepunkt. Zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik und Handwerk wohnten der Zeremonie bei. Oberbürgermeister Andreas Starke würdigte das Ereignis als „ein außergewöhnliches Kapitel unserer Stadtgeschichte“. Die neuen Glocken ergänzen das historische Geläut nicht nur, sie bringen auch eine eindrucksvolle klangliche Qualität mit sich.
Glocken mit kultureller und spiritueller Bedeutung
Die sechs neuen Glocken tragen Namen mit starker symbolischer Aussage: Gabriel, Raphael, Maria, Elisabeth, Katharina und die Silberglocke. Sie stehen in enger Verbindung zur Geschichte des Ortes und zur Trägerschaft der Kirche – der Bürgerspitalstiftung Bamberg. Besonders Elisabeth und Katharina erinnern an die Wurzeln der Stiftung in den gleichnamigen mittelalterlichen Spitälern. Die kleinste Glocke, die Silberglocke, ersetzt ein historisches Glöcklein aus dem Jahr 1614, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen ist. Ihr Name bezieht sich auf den hellen Klang, nicht auf das Material – wie alle Glocken besteht sie aus klassischer Glockenbronze.
Hochwertige Handwerkskunst aus Tradition
Die Glocken wurden am 15. November 2024 in der renommierten Glocken- und Kunstgießerei Rincker gegossen – im traditionellen Lehmformverfahren. Dabei wurden 1200 Grad heiße Bronze (bestehend aus 78 % Kupfer, 20 % Zinn und 2 % weiteren Metallen) in Formmodelle gegossen, wo sie über mehrere Tage aushärteten. Die künstlerische Gestaltung übernahm Rosemarie Vollmer, die auch für den Gussdekor verantwortlich war. Die Klangkonzeption stammt von Dr. Claus Peter, der ein harmonisches Ensemble schuf, das sowohl eigenständig klingt als auch perfekt mit den historischen Glocken aus den Jahren 1613 und 1614 harmoniert.
UNESCO-Kulturerbe wird hörbar
Erst im März 2025 wurden der Glockenguss und die Glockenmusik in das deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Mit dem neuen Geläut trägt St. Michael aktiv zur Bewahrung und Weiterentwicklung dieses lebendigen Kulturerbes bei. Das historische Geläut wird künftig nur noch zu besonderen Anlässen geläutet – die neuen Glocken dienen seinem Schutz und der täglichen Nutzung.
Klangkörper mit Zukunft
Erzbischof Gössl betonte in seiner Predigt die geistliche Dimension: „Sechs neue Glocken in unserer Zeit können ein Zeichen der Hoffnung sein.“ Die Glocken rufen, mahnen, trösten – und begleiten die Menschen in ihrem Alltag. Auch Oberbürgermeister Starke unterstrich den symbolischen und praktischen Wert: „Die neuen Glocken ergänzen das bestehende historische Geläut und haben einen sehr beeindruckenden Klang“.“
Große Unterstützung für ein großes Projekt
Hinter dem Projekt steht ein breites Bündnis aus Fachleuten und Institutionen. Besonders gewürdigt wurden Bauleiterin Karin Hamper, die Glockengießerei Rincker, das Unternehmen Bayreuther Turmuhren, die Statikexperten von B+D Ingenieure sowie die Firma Müller Bau, die für die neuen Glockenstühle verantwortlich ist. „Was wir heute erleben, ist das Ergebnis von Präzision, Passion und Partnerschaft“, betonte OB Starke abschließend.
Glockenaufzug und letzter Feinschliff
Bereits am Montag nach der Weihe beginnen die nächsten Arbeiten: Die Glocken werden in die Türme aufgezogen, wo sie in speziell vorbereitete Glockenstühle aus Eichenholz montiert werden. Vor dem endgültigen Einbau müssen die Glocken noch ausgependelt werden, damit die passende Größe und das Gewicht der Klöppel exakt berechnet und geschmiedet werden können. Erst im Winter 2025 wird das neue Geläut dann zum ersten Mal aus den Türmen von St. Michael erklingen – ein Klangereignis mit historischer und kultureller Tragweite für Bamberg.