Seit einigen Wochen präsentiert sich der berühmte Veit-Stoß-Altar im Bamberger Dom hinter einem Vorhang: Das Meisterwerk des 16. Jahrhunderts wird derzeit einer umfassenden forensischen und kunsthistorischen Untersuchung unterzogen.
Die Arbeiten, die unter Leitung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD) in Kooperation mit der Universität Bamberg und der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg durchgeführt werden, sollen neue Erkenntnisse über die ursprüngliche Gestaltung und den Aufbau des Altars liefern. Besonders im Fokus stehen die Fragen nach der ursprünglichen Farbfassung und der Rekonstruktion seiner wechselhaften Geschichte.
Der Veit-Stoß-Altar: Ein Werk voller Rätsel
Der Veit-Stoß-Altar, der ursprünglich für das Karmelitenkloster in Nürnberg geschaffen wurde, gelangte über mehrere Stationen – unter anderem aufgrund der Reformation – nach Bamberg. Heute steht er an der Westwand des südlichen Querhauses des Doms. Einige Fragmente des Altars befinden sich im Diözesanmuseum Bamberg. Besonders spannend ist die Tatsache, dass der Altar in der Vergangenheit mehrfach restauriert und umgestaltet wurde. So wurde er in den 1930er Jahren mit Holzschutzmitteln behandelt, was die aktuellen Untersuchungen erschwert.
Die Restauratorinnen und Restauratoren des BLfD arbeiten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, da die eingesetzten Pestizide aus früheren Restaurierungen gesundheitsschädlich sind. Mithilfe von Stereomikroskopen und UV-Licht werden winzige Materialproben entnommen und im Zentrallabor des BLfD analysiert. Ziel dieser Untersuchungen ist es, die verwendeten Pigmente zu bestimmen und die ursprüngliche Oberfläche des Altars zu rekonstruieren. Einige Teile des Altars waren laut früheren Forschungen vermutlich holzsichtig, während nur Augen, Münder und Details der Gewänder farbig gefasst waren.
Neue Technologien für die Restaurierungswissenschaft
Eine besondere Rolle in diesem Projekt spielt die Kooperation mit der Professur für Forensische Restaurierungswissenschaft organischer Polymere an der Universität Bamberg. Moderne, zerstörungsfreie Analysemethoden sollen dabei helfen, auch Bereiche des Altars zu untersuchen, in denen keine Proben entnommen werden können. Diese Untersuchungen sind Teil einer Masterarbeit, die an der Professur vergeben wurde.
„Für uns ist es ein großes Geschenk, dass wir mit den hoch spezialisierten Wissenschaftlerinnen des BLfD zusammenarbeiten können“, so Birgit Kastner, die Hauptabteilungsleiterin Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg. „Durch die Kooperation mit Professorin Marianne Tauber von der Universität Bamberg profitieren wir von der einzigartigen Nischenexpertise der Forensischen Restaurierungswissenschaft, die modernste Technologien für die zerstörungsarme chemische Analyse zur Verfügung hat.“
Einblick in die Zukunft: Fachtagung und Sonderführungen
Nach Abschluss der Voruntersuchungen im August 2024 wird sich der Fokus auf die kunsthistorische Forschung richten. Diese wird von Professor Stephan Albrecht und seiner Abteilung an der Universität Bamberg geleitet. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in einer Fachtagung 2025 präsentiert. Außerdem sollen die Forschungsergebnisse im Rahmen von Sonderführungen auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der Veit-Stoß-Altar, ein faszinierendes Zeugnis sakraler Kunst, bleibt durch diese aufwendigen Untersuchungen nicht nur in seinem Bestand gesichert, sondern bietet auch tiefe Einblicke in die Restaurierungswissenschaft und Kunstgeschichte. Besucherinnen und Besucher des Bamberger Doms können sich im kommenden Jahr auf eine spannende Wissensvermittlung rund um dieses wertvolle Kulturgut freuen. Weitere Informationen zum Veit-Stoß-Altar und den laufenden Projekten finden Sie unter: https://bamberger-dom.de/kirchenraum/querschiffe/Veit-Stoss-Altar/