Zum 8. Europäischen Tag der Restaurierung am Sonntag, 19. Oktober 2025, öffnet das Diözesanmuseum Bamberg seine Türen für alle, die sich für die Erhaltung und Pflege historischer Kunstwerke interessieren.
Unter dem Motto ‚Restaurierung im Fokus‘ gewährt das Museum einen seltenen Blick hinter die Kulissen der Konservierung zweier barocker Altarpyramiden aus der Bamberger Bildhauerwerkstatt Mutschele. In zwei Vorträgen um 14 und 16 Uhr berichtet Dipl.-Restauratorin Anke Lorenz aus Hirschaid über die kürzlich abgeschlossene Restaurierung der empfindlichen Wachsreliefs, die Darstellungen von Christus und der Muttergottes zeigen. Mit Fotos, Dokumentationen und den restaurierten Originalen zeigt sie, wie viel handwerkliches Können, Fingerspitzengefühl und Geduld nötig waren, um die fragilen Kunstwerke zu bewahren.
Eine diffizile Aufgabe – Restaurierung mit Präzision und Geduld
„Die Restaurierung der Altarpyramiden war besonders diffizil“, erklärt Anke Lorenz. Die größte Herausforderung sei die eingedrückte Wange Christi gewesen, ebenso wie die verformte Nase, die durch den Druck einer Glasscheibe Schaden genommen hatte. Beide Partien mussten mit höchster Sorgfalt neu modelliert werden, ohne die Originalsubstanz zu gefährden. Die Ursache der Beschädigungen ist bis heute unklar. Dank der behutsamen Restaurierung können die wertvollen Wachsreliefs nun wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen. Ziel der Arbeiten war es, die Objekte für künftige Generationen zu erhalten und ihre kunsthistorische Bedeutung zu sichern.
Barocke Meisterwerke aus der Werkstatt Mutschele
Die restaurierten Reliefs sind Herzstücke zweier Altarpyramiden – barocker Altaraufsätze, die häufig Reliquien und symbolische Darstellungen enthielten. Solche Objekte waren im 18. Jahrhundert fester Bestandteil katholischer Sakralkunst und zeugen von der hohen Handwerkskunst jener Zeit. Laut Kuratorin Ludmila Kvapilová-Klüsener stammt das Werk mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Bamberg selbst: „Nicht nur die stilistischen Merkmale, sondern auch die Ähnlichkeit zu Wachs- und Klosterarbeiten aus der Michaelsberger Klosterkirche sprechen für eine Entstehung in Bamberg.“ Das verwendete Dekor – reich geschnitzte Ranken- und Blumenelemente – lässt zudem auf die Werkstatt der Brüder Bonaventura Joseph und Franz Martin Mutschele schließen. Diese gehörten im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten Bildhauern der Region und prägten den barocken Stil in Franken entscheidend mit.
Restaurierung zum Anfassen – Einladung ins Museum
Der Europäische Tag der Restaurierung bietet Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, hautnah zu erleben, wie Kunst erhalten wird. Die Veranstaltung im Diözesanmuseum Bamberg lädt dazu ein, mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen und mehr über die Verbindung von Wissenschaft, Handwerk und Kunstgeschichte zu erfahren.
Veranstaltungsdetails auf einen Blick
- Datum: Sonntag, 19. Oktober 2025
- Ort: Diözesanmuseum Bamberg, 96049 Bamberg
- Vorträge: 14:00 Uhr & 16:00 Uhr
- Referentin: Dipl.-Restauratorin Anke Lorenz, Hirschaid
Der Eintritt ist im regulären Museumsticket enthalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich – frühes Erscheinen wird empfohlen, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist.
Kunst bewahren, Geschichte erleben
Mit seiner Teilnahme am Europäischen Tag der Restaurierung setzt das Diözesanmuseum Bamberg ein deutliches Zeichen für den Wert der Denkmalpflege und Restaurierungskultur. Die Veranstaltung macht sichtbar, dass hinter jedem Kunstwerk nicht nur Geschichte, sondern auch Leidenschaft, Präzision und Verantwortung stehen. Die restaurierten Altarpyramiden aus der Werkstatt Mutschele sind ein eindrucksvolles Beispiel für die barocke Kunstfertigkeit – und zugleich ein Appell, das kulturelle Erbe auch in Zukunft zu schützen und lebendig zu halten.