Bambergs unabhängige Bürger (BuB) üben deutliche Kritik an der von Oberbürgermeister Andreas Starke vorgestellten Einigung zwischen der Stadt Bamberg und dem Freistaat Bayern zum Weiterbetrieb des Ankerzentrums.
Aus Sicht der BuB wird damit eine ursprünglich klar befristete Sonderlösung ohne verbindliches Enddatum fortgeführt – und faktisch verstetigt. Dabei betont die Wählervereinigung ausdrücklich, dass sich ihre Kritik nicht gegen Geflüchtete richtet, sondern gegen die politische Entscheidung und das zugrunde liegende Unterbringungskonzept.
Enttäuschung in der Stadtgesellschaft
Über Jahre hinweg sei der Stadtgesellschaft ein Ende des Ankerzentrums zum Jahreswechsel 2025/26 in Aussicht gestellt worden. Die nun präsentierte Lösung werde diesem Versprechen aus Sicht der BuB nicht gerecht. „Der Stadtgesellschaft wurde über Jahre ein Ende des Ankerzentrums zum Jahreswechsel 2025/26 in Aussicht gestellt. Jetzt wird kurz vor knapp ein Kompromiss präsentiert, der im Kern vor allem eines bedeutet: Das Ankerzentrum bleibt – und zwar auf unbestimmte Zeit“, erklärt die BuB-Stadträtin Karin Einwag. Besonders in Bamberg-Ost sei die Enttäuschung vieler Menschen groß.
Bruch politischer Zusagen und Vertrauensverlust
Ein zentraler Kritikpunkt der BuB ist der aus ihrer Sicht erfolgte Bruch politischer Zusagen. Aus einer klar befristeten Nutzung werde nun eine langfristige Weiterführung ohne verbindliches Enddatum. Dies untergrabe das Vertrauen in politische Verlässlichkeit und in zuvor getroffene Vereinbarungen. Statt eines angekündigten Endes des Ankerzentrums entstehe nun eine neue Planungssicherheit – allerdings vor allem für den Freistaat Bayern.
Kritik am Fortbestand des Unterbringungsmodells
Die BuB kritisiert zudem die erneute Festschreibung des umstrittenen Modells einer großen Sammelunterkunft mit mehreren hundert Bewohnerinnen und Bewohnern. Dieses Modell habe sich aus Sicht der Wählervereinigung nicht bewährt und stehe einer nachhaltigen Integration entgegen. Angekündigte Alternativen wie dezentrale, integrationsfördernde Unterbringungslösungen würden erneut in die Zukunft verschoben, obwohl sie seit Jahren als Ziel formuliert seien.
Einseitige Belastung für Bamberg-Ost
Besonders deutlich fällt die Kritik an der aus Sicht der BuB einseitigen Belastung des Stadtteils Bamberg-Ost aus. Dieser trage seit Jahren die Hauptlast der Unterbringung, während die ebenfalls seit Langem angekündigte städtebauliche Entwicklung des Areals weiter vertagt werde. Die nun vorgestellten Begleitmaßnahmen – etwa eine zusätzliche Bushaltestelle, eine Verstärkerlinie, Zuschüsse für Stadionbad und Volkspark oder der Bau eines Geh- und Radwegs – werden von der BuB zwar als sinnvoll anerkannt, stünden jedoch in keinem angemessenen Verhältnis zur Tragweite einer fortgesetzten Großunterkunft.
Kritik am Verfahren und fehlender Transparenz
Auch das Verfahren stößt bei der BuB auf Kritik. Eine so weitreichende Entscheidung solle in einer Sondersitzung kurz vor Weihnachten getroffen werden – mit aus Sicht der Wählervereinigung unzureichender Zeit für öffentliche Debatte und echte Bürgerbeteiligung. Dies verstärke den Eindruck eines hastigen und intransparenten Vorgehens bei einer Entscheidung von erheblicher Bedeutung für die Stadt.
Chancen durch Grundstückserwerb – aber falsche Verknüpfung
Die BuB erkennt an, dass der geplante Erwerb des Geländes durch die Stadt grundsätzlich Chancen für eine zukünftige Entwicklung bieten kann. Kritisiert wird jedoch die enge Verknüpfung dieses Schrittes mit einem weiteren mehrjährigen Betrieb des Ankerzentrums. „Der Freistaat bekommt Planungssicherheit, die Stadt gibt ihr größtes Druckmittel – das vereinbarte Ende 2025 – aus der Hand. Das ist kein Kompromiss auf Augenhöhe“, fasst die BuB-Vorsitzende Daniela Reinfelder die Position zusammen.
Klare Forderungen an Stadt und Freistaat
Vor diesem Hintergrund formuliert die BuB mehrere konkrete Forderungen. Dazu zählen die Einhaltung der ursprünglichen Befristung mit klaren Ausstiegsdaten, ein verbindlicher Fahrplan für den Übergang zu dezentralen Unterbringungslösungen sowie eine transparente Debatte mit der Stadtgesellschaft über die Zukunft des Areals und von Bamberg-Ost. Zudem fordert die Wählervereinigung eine faire Lastenverteilung bei der Unterbringung von Geflüchteten, statt einer dauerhaften Konzentration in Bamberg.
Kritische Begleitung der Stadtratssitzung
Die BuB kündigt an, die Sondersitzung des Stadtrats am 19. Dezember 2025 kritisch, aber konstruktiv zu begleiten. Ziel bleibe eine menschliche, integrationsorientierte und stadtverträgliche Lösung. „Diese Lösung wäre eine Niederlage für Bamberg und die Menschen in Bamberg-Ost“, so BuB-Stadtrat Klaus Stieringer abschließend.
















