Erstmals liefert die Stadt Bamberg valide, flächendeckende Daten zur Passantenfrequenz in der Innenstadt.
Möglich macht das ein neues Messsystem der Ariadne Maps GmbH, das seit November 2024 in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung installiert wurde. Statt punktueller Erhebung an nur einer Stelle – wie bisher – kommen nun 46 Messgeräte im gesamten Innenstadtbereich zum Einsatz. Die Besonderheit: Gemessen werden anonymisierte Signale mobiler Endgeräte – ohne Rückschlüsse auf Einzelpersonen und ohne Mehrfachzählungen. Damit werden genauere und aussagekräftigere Ergebnisse erzielt als je zuvor.
Hohe Aufenthaltsdauer am Grünen Markt
Die ersten Auswertungen zeigen klare Trends: Im Mai 2025 wurden 1.019.399 Passanten gezählt – ein starker Anstieg gegenüber Januar (560.438) und Februar (531.597). Nur im Dezember 2024 war die Zahl mit 1,115 Millionen noch höher – ein Effekt des Weihnachtsmarktes. Besonders stark frequentiert war im Mai der südliche Grüne Markt rund um den Gabelmann mit 196.615 Passanten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag dort bei rund 51 Minuten – ein Zeichen dafür, dass die Menschen nicht nur durchlaufen, sondern verweilen. Ebenfalls stark besucht: der ZOB (180.319), der Obstmarkt (140.374) und die nördliche Fußgängerzone mit dem Bereich Galeria und Maximiliansplatz.
Samstag ist Spitzentag, Sonntag holt auf
Die zeitliche Analyse zeigt klare Muster: Während der ZOB über die Woche gleichmäßig frequentiert ist – besonders zwischen 7 und 18 Uhr –, ist der Samstag in der Innenstadt der besucherstärkste Tag, vor allem zwischen 10 und 15 Uhr. Unter der Woche liegen die Spitzenzeiten zwischen 11 und 14 Uhr. Ein auffälliger Trend: Seit April 2025 steigen auch sonntags die Besucherzahlen – vermutlich durch mehr Tourismus und Aufenthalte im Freien. Parallel zeigt sich, dass über die Hälfte der Menschen inzwischen länger als 90 Minuten in der Innenstadt verweilt.
Saisonale Verschiebungen im Stadtbild
Die Messdaten liefern nicht nur Momentaufnahmen, sondern zeigen auch saisonale Entwicklungen. Während im Winter der ZOB als zentraler Busknotenpunkt dominiert, verlagern sich die Besucherschwerpunkte mit den wärmeren Temperaturen in Richtung der Plätze und Einkaufszonen – insbesondere zum Grünen Markt Süd. Diese Veränderungen sind auf den sogenannten ‚Heatmaps‘ visualisiert: Farbkodierte Innenstadtpläne zeigen die am stärksten frequentierten Straßen und Plätze – und geben Hinweise auf potenzielle Hitzeschutzmaßnahmen, die besonders für heiße Tage relevant werden könnten.
Frequenzmessung als Entscheidungshilfe
Die Daten aus dem Projekt ‚Mitte.Bamberg.2025‘ sollen nicht nur Zahlen liefern, sondern helfen, Diskussionen rund um die Nutzung der Innenstadt faktenbasiert zu führen. „Unsere gemessenen Zahlen an sich sind keine Sensationsnachricht, da keine neuen Rekorde aufgestellt werden. Es geht uns mehr darum, die Diskussionen um Veranstaltungen und Märkte in der Innenstadt zu versachlichen sowie den Gewerbetreibenden, der Verwaltung und der Politik eine valide Datengrundlage für wichtige Entscheidungen zur Bamberger Innenstadt zu geben“, sagt Wirtschaftsreferent Dr. Stefan Goller.
Deutschlandweit einmaliges Modell
Ein besonderes Merkmal des Bamberger Projekts: Die Zugangsoffenheit der Daten. Auf www.mitte-bamberg-2025.de stellt die Wirtschaftsförderung wöchentlich und monatlich aktualisierte Berichte zur Verfügung. Jeder kann dort einsehen, wie viele Passanten sich wann und wo aufgehalten haben – bis hin zur stundengenauen Anzeige einzelner Messpunkte. Zukünftig sollen die Berichte in Kooperation mit Smart City Bamberg durch ein KI-Tool ergänzt werden. Dieses soll Händlern ermöglichen, ihre eigenen Verkaufszahlen mit der Passantenfrequenz abzugleichen – und sich die Ergebnisse verständlich zusammenfassen zu lassen.
Digitales Monitoring stärkt Innenstadtentwicklung
Das Projekt ‚Mitte.Bamberg.2025‘ wird durch ein eigenes Förderprogramm finanziert. Es ermöglicht den einjährigen Einsatz der Technik sowie deren professionelle Auswertung. Die Bamberger Frequenzmessung gilt durch ihre breite Datengrundlage, Transparenz und Kombinierbarkeit als Modellprojekt mit Vorbildcharakter – deutschlandweit einmalig.
Transparenz schafft Vertrauen in städtische Entwicklung
Die neuen Messdaten machen die tatsächliche Nutzung der Innenstadt sichtbar – ohne Spekulation, dafür mit belastbaren Zahlen. Damit schafft Bamberg ein wertvolles Werkzeug für die Innenstadtentwicklung, das alle mitnehmen will: Verwaltung, Händlern, Veranstaltern und nicht zuletzt die Bürgern selbst.