Die Stadt Bamberg verzeichnet eine bemerkenswerte Vielfalt in der Vogelwelt und setzt mit ihrer Naturschutzkartierung wichtige Akzente im Arten- und Biotopschutz.
Die nun abgeschlossene Erfassung liefert wertvolle Einblicke in die Entwicklung der Biodiversität, die durch gezielte Schutzmaßnahmen und eine bewusste Stadtentwicklung gefördert wird.
Vielfalt der Brutvögel: 121 Arten im Stadtgebiet entdeckt
Bei der jüngsten Kartierung der Naturflächen in Bamberg wurden 121 Vogelarten registriert – ein Anstieg gegenüber früheren Jahren (1989: 115 Arten, 1998: 112 Arten). Rund ein Viertel dieser Arten ist auf den sogenannten ‚Roten Listen‘ als selten und gefährdet verzeichnet. Klima- und Umweltreferent Jonas Glüsenkamp betont die Bedeutung dieser Erhebungen, um den Schutz natürlicher Lebensräume weiter zu sichern und einer zunehmenden Flächenversiegelung entgegenzuwirken. „In einer wachsenden Stadt, in der auch die Versiegelung zunimmt, ist es wichtig, dass wir auch Flächen schützen und der Natur überlassen. Die Zunahme an Schutzgebieten und auch Flächen von urbaner Wildnis, in die wir nicht mehr eingreifen, sichert auch langfristig einen Bestand an verschiedenen Vogelarten“, so Glüsenkamp.
Naturflächen im Wandel: Mehr Schutzgebiete in Bamberg
In den letzten 30 Jahren ist der Anteil amtlich kartierter Biotope in Bamberg von 11 auf 14 Prozent gestiegen. Dieser Zuwachs geht vor allem auf neue Ausgleichsflächen für Bauvorhaben zurück. Mehr als 16 Prozent der Stadtfläche stehen inzwischen unter Naturschutz. Zudem werden 11 Prozent der Flächen als Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH) europarechtlich geschützt. Insgesamt sind so 32,5 Prozent der Stadtfläche als Naturschutzflächen gesichert, eine Entwicklung, die laut Glüsenkamp deutlich macht, dass der Naturschutz in Bamberg Früchte trägt.
Seltene Brutvögel in der Stadt: Gartenrotschwanz und Spechte im Fokus
Zu den seltenen Brutvögeln im Stadtgebiet gehören Arten wie das Braunkehlchen, die Heidelerche und der Gartenrotschwanz. Der Gartenrotschwanz ist in Bamberg besonders präsent, da ihm die zahlreichen strukturreichen Gärten und Siedlungen, etwa am Ottobrunnen und rund um die Altenburg, optimale Lebensräume bieten. Auch der Bruderwald, geprägt durch seinen alten Baumbestand und Totholz, beherbergt eine hohe Dichte an Spechtarten, darunter Bunt-, Schwarz-, Klein-, Mittel- und Grünspecht. Lediglich der Grauspecht fehlt in diesem Gebiet.
Konversionsflächen als neue Lebensräume für Vögel und seltene Tiere
Die Konversionsflächen, ehemals von der US-Armee genutzte Gebiete, bieten seltenen Vogelarten wie der Heidelerche ein Zuhause. Diese Flächen, darunter der ehemalige US-Schießplatz und die Muna, sind seit 2014 für die zivile Nutzung verfügbar und stellen wertvolle offene Lebensräume dar. Auch die ländlich geprägten Obstwiesen und Obstgärten an den Stadträndern, etwa in Bug und Wildensorg, tragen zur Vogelvielfalt bei. Die Parkanlagen Hain und Michaelsberger Garten gelten ebenfalls als artenreiche Rückzugsorte für die heimische Fauna.
Naturschutz in der Stadt: Gemeinsam für eine artenreiche Zukunft
Seit dem Frühjahr 2023 arbeiten die Biologen Jürgen Thein, Josline Griese und der inzwischen verstorbene Martin Bücker an der Erfassung verschiedener Tiergruppen wie Amphibien, Reptilien und Insekten. Die Kartierungen helfen, das Wissen über die Natur in Bamberg zu erweitern und leisten einen wertvollen Beitrag zur ökologischen Stadtentwicklung. Klimareferent Jonas Glüsenkamp dankt allen Beteiligten, darunter auch Lehrern und Umweltorganisationen, die sich für den Natur- und Artenschutz in Bamberg engagieren und das Umweltbewusstsein fördern.
Veröffentlichung der Kartierungsergebnisse im Frühjahr 2025
Die Ergebnisse der Naturschutzkartierung sollen im Frühjahr 2025 veröffentlicht werden und in das neue Artenschutzkataster des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU), genannt Karla, einfließen. Diese Datenbank ermöglicht es, die Informationen für künftige Planungen und Förderprogramme effektiv zu nutzen. Nach Abschluss der zweijährigen Geländearbeiten (2023/2024) werden etwa 150 wertvolle Lebensräume in Bamberg dokumentiert sein. Die Kartierung bezieht erstmalig auch Konversionsflächen ein, die nach dem Abzug der US-Armee neu ausgewertet werden konnten.
Wissensgrundlage für Natur- und Artenschutz in Bayern
Die bayernweite Naturschutzfachkartierung bietet umfassende Daten zu bedrohten Tierarten und bewertet die Naturqualität vor Ort. Sie wird zu 70 Prozent vom Freistaat Bayern gefördert und liefert den Landkreisen aktuelle Daten zu Artenvorkommen und ökologischen Veränderungen. Alle Daten werden in der zentralen Datenbank des Artenschutzes gespeichert und stehen bei Bedarf für die Stadtplanung zur Verfügung. Weitere Informationen zur Kartierung sind auf der Website des LfU einsehbar.