Nach dem Start der wissenschaftlichen Studie zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Bamberg werden Betroffene aufgerufen, an der Untersuchung mitzuwirken.
„Die von sexuellem Missbrauch Betroffenen mit ihren Erfahrungen und ihrer Perspektive sind für die Beantwortung der Forschungsfragen von herausragender Bedeutung“, heißt es in einem Aufruf der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und der beteiligten Forschungsinstitute. Die Beteiligung der Betroffenen ist entscheidend, damit das Forscherteam und die Öffentlichkeit ein umfassendes Verständnis davon erhalten, was die Opfer von sexualisierter Gewalt im kirchlichen Raum erlebt haben.
Umfang der Studie
Die Studie untersucht sexuellen Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und Schutzbedürftigen durch Kleriker des Erzbistums Bamberg im Zeitraum von 1946 bis 2022 sowie den administrativen Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen. Sie umfasst die Auswertung von Akten und Dokumenten der Erzdiözese sowie die Befragung von Betroffenen und Zeitzeugen, insbesondere kirchlichen Funktionsträgern. Der mündlichen oder schriftlichen Befragung der Betroffenen wird ein besonderer Stellenwert beigemessen. In den Befragungen sollen, sofern die Betroffenen bereit sind, ihre Missbrauchserfahrungen und deren Folgen thematisiert werden, ebenso wie Offenbarungsprozesse, Reaktionen auf Offenbarungen und der Umgang mit den Betroffenen durch kirchliche Verantwortungsträger.
Aufruf zur Mitwirkung
Betroffene werden gebeten, sich an Prof. Dr. Renate Volbert, Professorin für Rechtspsychologie an der Psychologischen Universität Berlin, zu wenden, die unter der E-Mail r.volbert@phb.de zu erreichen ist. Die Betroffenen haben jederzeit die vollständige Kontrolle über ihre Beteiligung am Forschungsprojekt. Ihnen wird Verschwiegenheit gegenüber Dritten und die Anonymisierung ihrer personenbezogenen Daten in der Veröffentlichung zugesichert. Betroffene, deren Anschriften dem Erzbistum Bamberg bereits bekannt sind, werden auch persönlich angeschrieben und über die Studie und ihre Beteiligungsmöglichkeiten informiert.
Projektdauer und Leitung
Die Studie hat im Juli begonnen und soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Geleitet wird das Forschungsprojekt von Prof. Dr. Stefan Harrendorf, Strafrechtler und Kriminologe an der Universität Greifswald, Prof. Dr. Renate Volbert, Rechtspsychologin an der Psychologischen Universität Berlin, und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Erzbistum.