Jedes Jahr wird an diesem stillen Feiertag des Leidens und Sterbens Jesu Christi gedacht – in der ganzen Welt, aber auch ganz konkret vor Ort. In Bamberg zeigt sich die Bedeutung dieses Tages in Form besonderer Bräuche und gelebter Traditionen.
Ursprung und Bedeutung des Karfreitags
Der Begriff ‚Karfreitag‘ leitet sich vom althochdeutschen Wort ‚kara‚ ab, was so viel wie Klage oder Trauer bedeutet. An diesem Tag gedenken Christen weltweit dem Leiden und Sterben Jesu Christi am Kreuz auf dem Hügel Golgatha vor den Toren Jerusalems. Es ist ein Tag der Buße, des Fastens und des Gebets, der den Höhepunkt der sechseinhalb Wochen dauernden Passionszeit bildet.
Liturgie und Bräuche am Karfreitag
Die Liturgie des Karfreitags ist einzigartig im Kirchenjahr. Der Gottesdienst beginnt mit einem stillen Einzug und einem Gebet, bei dem sich die zelebrierenden Priester als Zeichen äußerster Demut auf den Boden legen. Es folgen Schriftlesungen, darunter die Leidensgeschichte Jesu nach dem Evangelisten Johannes. Ein zentrales Element sind die ‚Großen Fürbitten‘, in denen für die Kirche, die Welt und alle Notleidenden gebetet wird. Traditionell verzichten Gläubige an diesem Tag auf Fleisch, und vielerorts finden Prozessionen statt, die den Leidensweg Jesu nachzeichnen.
Karfreitag in Bamberg: Gelebte Traditionen
In Bamberg wird der Karfreitag durch verschiedene Traditionen besonders erlebbar:
Passionskrippen in der Maternkapelle
Vom 12. bis zum 27. April sind in der Maternkapelle Passionskrippen zu sehen, die das Leiden und Sterben Christi detailreich darstellen. Mehr Infos zu den Passionskrippen gibt es hier.
Karfreitags-Bittgang
In den Pfarreien Bambergs finden Bittgänge statt, die einen ernsten Charakter haben: Es erklingen keine Glocken, keine Orgel, kein Instrument.
Ratschen in Bug
In Bug, einem Stadtteil Bambergs, wird der Brauch des Ratschens gepflegt. Ministranten ziehen mit hölzernen Ratschen durch die Straßen, um die Wartezeit auf Ostern zu überbrücken und die Auferstehung Jesu zu verkünden.
Karfreitag als stiller Feiertag
In Deutschland ist der Karfreitag ein sogenannter ’stiller Feiertag‘. Das bedeutet, dass öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen, die nicht dem ernsten Charakter des Tages entsprechen, untersagt sind. Diese Regelung soll Raum für Besinnung und Trauer schaffen.
Bedeutung für die heutige Zeit
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, betont in ihrer Karfreitagsbotschaft die Relevanz des Tages in der heutigen Welt. Sie ruft dazu auf, Leid und Not nicht zu ignorieren und sich vom Schmerz der Welt berühren zu lassen. Karfreitag könne Trost spenden, da Jesu Leiden und Tod symbolisieren, dass jemand die Lasten der Menschen mitträgt.
Ein Tag der Besinnung und Hoffnung
Der Karfreitag ist mehr als nur ein Feiertag; er ist ein Tag der tiefen Besinnung und der Hoffnung. In Bamberg wird dieser Tag durch gelebte Traditionen und Rituale besonders erfahrbar. Er lädt dazu ein, innezuhalten, das eigene Leben zu reflektieren und sich der zentralen Botschaft des christlichen Glaubens zu vergegenwärtigen: der Liebe und der Hoffnung, die aus dem Leiden erwachsen.