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News Bamberg Politik

Stadtmarketing Bamberg: Ist der städtische Zuschuss noch gerechtfertigt?

Warum es Zeit für eine sachliche Neubewertung öffentlicher Fördermittel ist

Redaktion Von Redaktion
01.Dezember.2025 | 16:23 Uhr
in Politik
rathaus bamberg

Symbolbild - Quelle: Depositphotos @ joachimopelka

Seit Jahren gibt es Kritik am Stadtmarketing Bamberg – sowohl von Händlerseite als auch aus der Politik. Eine sachliche Auseinandersetzung mit Studien, Finanzierungslogik und Aufgabenprofilen zeigt: Es gibt zu viele offene Fragen.

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Das Stadtmarketing Bamberg e.V. wurde mit dem Ziel gegründet, die Attraktivität der Innenstadt zu steigern, Handel und Gastronomie zu unterstützen und langfristig den Standort Bamberg zu stärken. Die Satzung des Vereins nennt als Kernaufgaben unter anderem:

  • die Stärkung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt,
  • die Förderung von Handel und Gewerbe,
  • die Koordination stadtweiter Maßnahmen zur Besucherlenkung,
  • sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie Einzelhandel, Gastronomie und Verwaltung.

Großveranstaltungen wie „Bamberg zaubert“, der „Blues & Jazz“-Tag oder Faschingsumzüge sind zwar sichtbar und öffentlichkeitswirksam, stehen in der Satzung jedoch nicht als primäre Ziele des Vereins.

Politische Neutralität und institutionelle Glaubwürdigkeit im Fokus

In einer Pressemitteilung vom 30.11.2025 betont die SPD Bamberg, dass der städtische Zuschuss bereits im Haushaltsentwurf 2026 nicht mehr enthalten sei – unter anderem aufgrund von Verstößen gegen die parteipolitische Neutralitätspflicht.

Der Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins ist gleichzeitig aktives Mitglied des Stadtrats (BuB), was laut SPD zu einer problematischen Verquickung von Interessen geführt habe.

Diese personelle Überschneidung wirft grundlegende Fragen auf:
 Wie unabhängig kann eine Organisation agieren, die öffentliche Mittel erhält, wenn ihre Führung zugleich in der Kommunalpolitik aktiv ist?

78 Prozent Unzufriedenheit – Ergebnisse der IHK-Studie

Bereits im Jahr 2020 hat die Industrie- und Handelskammer für Oberfranken eine Unternehmerbefragung zur Situation des Bamberger Einzelhandels durchgeführt. Die Ergebnisse sind eindeutig:

  • 78 % der befragten Einzelhändler gaben an, mit der Arbeit des Stadtmarketing Bamberg unzufrieden zu sein.
  • Nur 13 % zeigten sich zufrieden, 9 % machten keine Angabe.
  • Auch die Unterstützung durch städtische Ämter wie das Ordnungsamt oder das Bauamt wurde mehrheitlich kritisch bewertet.

Die Studie ist frei zugänglich und wurde im Auftrag der IHK von einem externen Institut erstellt. Sie wird durch eine frühere Untersuchung aus dem Jahr 2014 ergänzt, die an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg durchgeführt wurde. Auch dort wurde ein erheblicher Handlungsbedarf im Bereich Kommunikation, Partizipation und Wirkung des Stadtmarketings festgestellt.

Die Situation hat sich seitdem nicht verbessert – im Gegenteil: Handel und Gastronomie stehen durch Corona, Kostensteigerungen und Personalmangel heute vor noch größeren Herausforderungen, die ein starkes Stadtmarketing umso dringlicher machen.

Frage: Warum wurde trotz dieser deutlichen Ergebnisse bisher keine grundlegende strukturelle oder inhaltliche Neuausrichtung des Stadtmarketings vorgenommen?

Fehlende Reaktion auf Reformforderungen

Trotz mehrfacher Hinweise aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auf die strukturellen Schwächen hat der Verein bis heute keine erkennbaren Reformmaßnahmen vorgelegt. Weder wurde ein neuer Dialogprozess mit dem Einzelhandel initiiert noch ein inhaltlich weiterentwickeltes Konzept veröffentlicht. Die im Raum stehenden Forderungen nach einer engeren Anbindung an die Innenstadtakteure bleiben damit bislang unbeantwortet.

Frage: Welche konkreten Maßnahmen wurden in den letzten Jahren ergriffen, um auf die wiederholte Kritik substanziell zu reagieren?

Öffentliche Mittel ohne klaren Nachweis der Wirkung?

Der städtische Zuschuss in Höhe von rund 70.000 Euro pro Jahr wird bislang pauschal aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt. Laut Aussage des Stadtmarketing-Vorstands selbst (zitiert in sozialen Medien und Interviews) wird dieser Zuschuss nicht direkt zur Finanzierung einzelner Veranstaltungen verwendet, sondern für allgemeine Aufgaben der Vereinsarbeit.

Zugleich weisen Veranstaltungen wie „Bamberg zaubert“ oder „Festa Italica“ eine Finanzierung durch Standgebühren, Sponsoring, Werbeeinnahmen auf.

Auch der große Faschingsumzug erhält zusätzlich 7.500 Euro Förderung aus anderen städtischen Töpfen. Der zweite Umzug in der Gartenstadt erhält keine öffentliche Unterstützung – obwohl er mit eigenem Aufwand organisiert wird.

Frage: Wie wird die Verwendung der städtischen Mittel im Detail kontrolliert und geprüft? Gibt es eine transparente, öffentlich einsehbare Mittelverwendung?

Instrumentalisierung öffentlicher Diskussionen?

In der aktuellen Haushaltsdiskussion wird von Seiten des Stadtmarketings regelmäßig der Eindruck vermittelt, Veranstaltungen wie der Faschingsumzug seien durch den Wegfall des städtischen Zuschusses gefährdet. Dabei ist bekannt, dass diese Events entweder eigenständig finanziert oder aus anderen Töpfen unterstützt werden. Die SPD nennt dies in ihrer Pressemitteilung vom 30.11.2025 eine „populistische Verbindung ohne sachliche Grundlage“.

Frage: Dient diese Kommunikation einer informierten öffentlichen Debatte – oder wird hier versucht, gezielt Emotionen zu schüren?

Fragen zur Nutzung öffentlicher Räume und finanziellen Transparenz

Auch aus der Stadtgesellschaft gibt es kritische Stimmen zur Transparenz bei der Nutzung öffentlicher Flächen und zur Finanzierung städtischer Veranstaltungen. So stellte der Bamberger Publizist und Unternehmer Markus Raupach öffentlich die Frage, ob und in welcher Höhe kommerzielle Veranstalter wie bei der „Festa Italica“ Gebühren an die Stadt zahlen – und ob jede Organisation den Maxplatz „für nix“ nutzen dürfe.

In seinem Beitrag spricht er sich zudem für ein demokratisches Miteinander aus, das alle Interessen berücksichtigt. Aus seiner Sicht sei es an der Zeit, das Verhältnis zwischen Stadtmarketing, Veranstaltungsvergabe und öffentlichem Raum grundsätzlich zu überdenken – mit dem Ziel, eine „passendere Lösung“ zu finden.

Unverhältnismäßigkeit im Kontext kommunaler Sparmaßnahmen?

Die Stadt Bamberg befindet sich – wie viele Kommunen – in einer angespannten Haushaltslage. In mehreren Bereichen (Soziales, Kultur, Jugend) werden aktuell Kürzungen diskutiert oder umgesetzt.

Frage: Warum sollte das Stadtmarketing in dieser Situation von der Überprüfung ausgenommen sein – vor allem, wenn dessen Wirkung auf die Innenstadtentwicklung seit Jahren umstritten ist?

Strukturprüfung statt Symbolpolitik

In der politischen Debatte wird die Kürzung des Stadtmarketing-Zuschusses gelegentlich als Angriff auf das Stadtleben gewertet. Dabei geht es nicht um Symbolpolitik, sondern um eine sachliche Prüfung der Wirksamkeit eines Fördermodells, das bislang weder messbare Wirkung noch strukturelle Entwicklung gezeigt hat.

Die Frage lautet daher nicht: „Stadtmarketing – ja oder nein?“, sondern: „Ist das aktuelle Stadtmarketing den Zuschuss wert?“

Was sagt die Satzung des Stadtmarketing e.V.?

Ein Blick in die Satzung (Stand: 07.01.1997) zeigt klar: Die Aufgabe des Vereins ist nicht die Durchführung von Großevents, sondern die Stärkung struktureller Faktoren wie:

  • Ziele sind dabei insbesondere die Anziehungskraft der Innenstadt von Bamberg nachhaltig auszubauen, die Lebensqualität dort ebenso wie die Besucherfrequenz, die Wirtschaftskraft und das Kulturleben nachhaltig zu steigern.
  • Koordination zwischen Verwaltung, Gewerbe und Handel,
  • Stärkung der lokalen Wirtschaft durch strategische Maßnahmen.

Frage: Welche dieser Aufgaben wurden in den letzten Jahren mit messbarem Erfolg umgesetzt? Gibt es regelmäßige Berichte oder Evaluierungen zur Zielerreichung?

Was sagen Vertreter aus Verwaltung und Politik?

in Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 29.04.2025 – mit Unterzeichnern aus der Grünen- und CSU-Fraktion – fordert, den städtischen Zuschuss an das Stadtmarketing Bamberg für das Haushaltsjahr 2026 vollständig zu streichen. Begründet wird dies mit:

  • fehlender inhaltlicher Weiterentwicklung,

  • mangelnder Reaktion auf langjährige Kritik,

  • sowie dem Fehlen eines erkennbaren Mehrwerts für Einzelhandel und Frequenzentwicklung.

In einer Pressemitteilung vom 30.11.2025 unterstreicht die SPD die Entscheidung, bereits im Haushaltsentwurf 2025 keinen Zuschuss mehr einzuplanen. Zugleich kritisiert sie, dass das Stadtmarketing versuche, die Haushaltsberatungen durch öffentliche Kampagnen zu instrumentalisieren – unter anderem durch die Verknüpfung von Veranstaltungsformaten wie dem Faschingsumzug mit der Zuschussfrage. Auch der Vorwurf der mangelnden parteipolitischen Neutralität wird in diesem Zusammenhang erneut thematisiert.

Gleichzeitig liegt ein Offener Brief mehrerer Wirtschaftsvertreter vor, der sich für den Erhalt des Zuschusses ausspricht. In dem Schreiben wird das Stadtmarketing als wichtiges Bindeglied zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft beschrieben. Unterzeichnet ist das Papier unter anderem von Repräsentanten der IHK, der Handwerkskammer und des Wirtschaftsclubs Bamberg.

In der öffentlichen Diskussion wurde vereinzelt darauf hingewiesen, dass einige der Unterzeichner in beruflichem oder institutionellem Zusammenhang mit dem Stadtmarketing stehen. Das Schreiben wurde entsprechend auch im Kontext dieser Verbindungen betrachtet.

Ein mögliches Fazit – oder doch eine offene Frage?

Die Diskussion um das Stadtmarketing Bamberg sollte nicht emotional, sondern sachlich und faktenbasiert geführt werden. Die vorliegenden Studien und Rückmeldungen aus der Unternehmerschaft zeichnen ein klares Bild von Unzufriedenheit und Reformbedarf. Gleichzeitig ist nicht belegt, wie der Zuschuss von rund 70.000 Euro jährlich konkret und messbar zur Erfüllung der Vereinsziele beiträgt. Vielleicht braucht Bamberg auch in Zukunft eine Art Stadtmarketing.

Aber die zentrale Frage bleibt: Ist das derzeitige Modell – personell, finanziell und strukturell – wirklich noch die beste Lösung für die Herausforderungen in der Innenstadt?

Offene Konzeptausschreibung: Ein Weg aus der Sackgasse?

Anstatt weiterhin pauschale Fördermittel zu vergeben, könnte die Stadt Bamberg definieren, welche Leistungen im Bereich Innenstadtentwicklung konkret benötigt werden – und diese öffentlich ausschreiben. Stadtmarketing wäre dann kein Selbstzweck, sondern ein klar definierter Auftrag mit messbaren Zielen, jährlicher Evaluation und transparenter Mittelverwendung. Frage: Wäre es nicht an der Zeit, Stadtmarketing als klar umrissenen Leistungsauftrag neu zu denken – offen ausgeschrieben, ergebnisorientiert und regelmäßig überprüft?

Quellen & Verweise:

  • IHK für Oberfranken Bayreuth (2020): Unternehmerbefragung zur Innenstadt Bamberg.
  • Otto-Friedrich-Universität Bamberg (2014): Studie zur Innenstadtentwicklung (im Auftrag von Bürgerverein Bamberg-Mitte, Oberfrankenstiftung u. a.).
  • Satzung des Stadtmarketing Bamberg e.V., Stand 07.01.1997.
  • Antrag der SPD-Stadtratsfraktion Bamberg, 29.04.2025.
  • Öffentliche Beiträge aus sozialen Medien (z. B. Gisela Schlenker, Markus Raupach).
  • Pressemitteilung der SPD Bamberg vom 30.11.2025
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