Die Zahl der Gewalttaten gegen Polizistinnen und Polizisten in Oberfranken ist im Jahr 2024 deutlich zurückgegangen.
Laut dem am Mittwoch vorgestellten Landeslagebild Bayern wurden 592 Fälle registriert – 61 weniger als im Vorjahr, was einem Rückgang von 9,3 Prozent entspricht. Damit nähert sich die Statistik wieder dem Niveau von vor zehn Jahren an. Besonders stark gesunken ist die Zahl gefährlicher Körperverletzungen: nur noch 15 Fälle, was einem Rückgang um 55 Prozent entspricht.
Rückläufige Zahlen bei fast allen Delikten
Auch bei anderen Delikten wurden Rückgänge verzeichnet:
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Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte: 188 Fälle (−10,5 %)
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Beleidigungen: 209 Fälle (−0,9 %)
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Gesamte Aufklärungsquote: 99,8 Prozent
Zu den erfassten Straftaten zählen u. a. Tötungsdelikte, Körperverletzungen, Bedrohungen, Beleidigungen sowie Widerstandshandlungen gegen Polizeimaßnahmen.
Schwerer Einzelfall: versuchter Mord an Polizisten
Trotz des allgemeinen Rückgangs kam es 2024 zu einem versuchten Tötungsdelikt gegen Polizeibeamte. Am 23. Juni versuchte ein 20-Jähriger, sich einer Verkehrskontrolle auf der A9 zu entziehen. Die anschließende Verfolgungsfahrt endete in Bayreuth, als er frontal in einen Streifenwagen krachte. Zwei Beamte wurden schwer verletzt, auch der Fahrer erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes.
Tatorte: Öffentliche Räume weiter im Fokus
Der öffentliche Raum bleibt mit 42 Prozent der häufigste Tatort. Private Örtlichkeiten wie Wohnungen folgen auf Platz zwei. Polizeidienststellen als Tatort verzeichneten einen leichten Anstieg auf 15,9 Prozent (94 Fälle). Weitere Delikte ereigneten sich in öffentlichen Gebäuden oder Gaststätten.
Gewalt meist im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen
Die meisten Übergriffe standen im Zusammenhang mit polizeilichen Maßnahmen wie Festnahmen oder Identitätsfeststellungen. In 46 Fällen kam es jedoch zu Gewalt, ohne dass eine konkrete Maßnahme vorausging – ein leichter Anstieg im Vergleich zu den 40 Fällen im Vorjahr.
Tatmittel: Fahrzeuge und Waffen im Einsatz
In fünf Fällen wurde ein Kraftfahrzeug als Tatmittel verwendet – darunter auch beim versuchten Mordfall in Bayreuth. Zwei Täter führten Schusswaffen mit sich, in elf Fällen kamen Hieb- oder Stichwaffen zum Einsatz.
Täterprofil: Meist männlich, oft unter Einfluss
Von den 528 ermittelten Tatverdächtigen waren über 85 Prozent männlich und volljährig. Die Mehrheit hatte die deutsche Staatsangehörigkeit. Auffällig: 341 Täter standen bei der Tat unter dem Einfluss von Alkohol, Drogen oder Medikamenten.
Polizei will positiven Trend fortsetzen
Trotz der erfreulichen Entwicklung bleibt das Thema präsent. Ulrich Rothdauscher, Polizeivizepräsident in Oberfranken, betont: „Mit dem aktuellen Berichtsjahr 2024 wird der negative Trend gestoppt. Darauf gilt es nun aufzubauen und den eingeschlagenen Weg weiter fortzusetzen. Klar muss aber auch sein, dass jeder Angriff auf Polizistinnen und Polizisten einer zu viel ist. Gegen Gewaltdelikte – gleich welcher Form – werden wir immer konsequent vorgehen.“