Am Mittwoch, den 21. Mai um 12.30 Uhr, lädt Prof. Dr. Bettina Wagner, Direktorin der Staatsbibliothek Bamberg, zu einer halbstündigen Führung durch die Ausstellung ‚Schöner Schein‘ ein.
Im Mittelpunkt steht ein ganz besonderes Werk: ‚Der Ackermann von Böhmen‘ – ein früher Meilenstein in der Geschichte des Buchdrucks und ein bedeutendes Zeugnis der Literatur- und Kulturgeschichte. Die Führung findet in der Staatsbibliothek Bamberg in der Neuen Residenz am Domplatz 8 statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Veranstaltet wird die Führung in Kooperation mit dem Freundeskreis der Museen um den Bamberger Dom.
Ein Werk zwischen Mittelalter und Moderne – Der Ackermann von Böhmen
Das Werk ‚Der Ackermann von Böhmen‘ zählt zu den ältesten Druckerzeugnissen, die in Bamberg erschienen sind. Verfasst wurde der philosophisch-theologische Dialog um das Jahr 1400 vom böhmischen Autor Johannes von Tepl. Im Mittelpunkt steht das Streitgespräch zwischen einem trauernden Witwer – dem Ackermann – und dem personifizierten Tod, der die geliebte Ehefrau des Mannes hinweggerafft hat. Diese tiefgründige Auseinandersetzung mit Leben, Tod und Gerechtigkeit hebt sich durch ihren literarischen Anspruch deutlich von zeitgenössischen Texten ab. Sie gehört zu den ersten Werken, die nicht nur in deutscher Sprache, sondern auch mit Holzschnitten illustriert gedruckt wurden – ein deutlicher Hinweis auf den beginnenden Übergang von der mittelalterlichen Handschriftkultur zur frühneuzeitlichen Druckkultur.
Der Buchdruck erreicht Bamberg – Die Werkstatt des Albrecht Pfister
Nur wenige Jahre nach der bahnbrechenden Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg in Mainz (um 1450), wurde auch Bamberg zu einem Zentrum des frühen Buchdrucks. Die erste bekannte Druckerei der Stadt produzierte unter anderem eine deutsche Fassung des Ackermann von Böhmen – vermutlich um 1463. Gedruckt wurde das Werk mit der gleichen Typografie wie die berühmte Bamberger Bibel, einem der frühesten Bibeldrucke weltweit. Vieles spricht dafür, dass der erste namentlich bekannte Drucker Albrecht Pfister war, der in Bamberg tätig war und maßgeblich zur Verbreitung deutscher Texte beitrug. Pfister war einer der ersten Drucker, die bewusst Volksliteratur mit Bildern versahen, um ein breiteres Publikum zu erreichen.
Frühdrucke als kulturelles Erbe – Die Bedeutung für Franken
Die Ausstellung ‚Schöner Schein‘ präsentiert mit dem ‚Ackermann von Böhmen‘ ein Exponat von großer kulturhistorischer Relevanz. Das Werk dokumentiert nicht nur die literarischen und geistigen Strömungen um 1400, sondern zeigt auch, wie technischer Fortschritt und intellektuelle Innovation miteinander verwoben waren. Bamberg positionierte sich bereits früh als ein Ort, an dem der Buchdruck florierte – und trug so zur Verbreitung von Wissen und Bildung bei. Die Staatsbibliothek Bamberg versteht sich in diesem Zusammenhang nicht nur als Archiv, sondern auch als aktiver Vermittler dieser kulturellen Schätze. Führungen wie die am 21. Mai sollen dazu beitragen, dieses Erbe einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ein lohnender Blick auf die Anfänge des gedruckten Wortes
Die kostenfreie Kurzführung bietet eine seltene Gelegenheit, ein herausragendes Stück deutscher Druck- und Literaturgeschichte aus nächster Nähe zu erleben. Mit fachkundiger Erläuterung, historischem Kontext und der Möglichkeit, Originale zu sehen, eignet sich dieses Format ideal für alle, die sich für Kunst, Geschichte oder Literatur interessieren – oder einfach eine anregende Mittagspause verbringen möchten. Wer die Verbindung von frühneuzeitlicher Technik, tiefgründiger Dichtung und künstlerischer Gestaltung entdecken möchte, ist am 21. Mai in der Staatsbibliothek Bamberg genau richtig.