An einem warmen Junitag steigt Rebecca Ammon, freie Mitarbeiterin der Pressestelle der Stadt Bamberg, am Flugplatz Bamberg in ein kleines Flugzeug.
Vor dem Start fragt sie Alexander Nüßlein, Stützpunktleiter der Luftrettungsstaffel, ob sie ‚flugfest‘ sei. Selbstbewusst bejaht sie – ohne zu wissen, wie intensiv der Flug werden würde. Mit der Altenburg im Rücken rollt die Maschine zur Startbahn. Schnell wird klar: Dieser Flug ist weit mehr als eine Sightseeing-Tour.
Schulung für den Ernstfall
Der Anlass ihres Besuchs ist die jährliche Standortschulung für Luftbeobachterinnen und Luftbeobachter am Aero-Club Bamberg. Diese ergänzt die einwöchige Grundausbildung der aktuell zehn aktiven Einsatzkräfte. Teilnehmende sind neben Luftbeobachtern aus dem öffentlichen Dienst auch ehrenamtliche Piloten, Feuerwehrvertreter, Verantwortliche der Stadt Bamberg, Gäste aus Bayreuth sowie Vertreter der Regierung von Oberfranken. Die Aufgabe der Luftbeobachter wird besonders wichtig, wenn Hitze und Trockenheit über längere Zeit anhalten. In solchen Phasen ordnet die Regierung Beobachtungsflüge an, um Waldbrände frühzeitig zu erkennen.
Theorie vor dem Abheben
Bevor es in die Luft geht, beginnt der Theorieteil mit einer Einweisung in den Funkverkehr. Vom Fliegeralphabet bis zu Kommunikationsregeln mit der Leitstelle – Luftbeobachter müssen präzise Sichtmeldungen abgeben und technische Abläufe sicher beherrschen. Für Außenstehende wirkt dies komplex und anspruchsvoll.
Präzise Lokalisierung ist entscheidend
Matthias Rocca, Kreisbrandrat aus Erlangen-Höchstadt, verdeutlicht anhand des Waldbrandes im Tennenloher Forst die Bedeutung der Luftbeobachtung. Zwischen dem 30. April und 30. Mai 2025 waren dort rund 1.600 Feuerwehrkräfte im Einsatz, unterstützt durch Flugzeuge und Drohnen. Die größte Herausforderung: den Brandherd exakt zu lokalisieren. Michael Hoh vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz erklärt: „Sobald Luftbeobachter einen Brand entdecken, melden sie diesen an die Leitstelle. Das Flugzeug bleibt so lange in der Luft, bis die Feuerwehr eintrifft und von uns gezielt dorthin geleitet wird.“ Oft fehlen befahrbare Wege im Brandgebiet. Waldbrandeinsatzkarten helfen den Einsatzkräften am Boden, schnellstmöglich den richtigen Zugang zu finden.
Die größte Belastung: Hitze im Cockpit
Arnold Schneider vom Landratsamt Forchheim, seit 40 Jahren als Luftbeobachter aktiv, berichtet, dass die größte Herausforderung die Hitze sei. Im Cockpit kann es wie in einem Auto im Stau bei 30 Grad Celsius werden – ohne Klimaanlage und mit geschlossenen Fenstern.
Auf der Suche nach ‚Brandherden‘
Im Praxisteil des Tages startet Rebecca Ammon gemeinsam mit Pilot Alexander Nüßlein in Richtung Gaustadt. Aufgabe: Im Waldgebiet nach Luftballons suchen, die einen Waldbrand simulieren. In weiten Kreisen fliegt die Maschine über das Gebiet, doch zunächst sind nur ein Feuerwehrauto bei Weipelsdorf und keine Ballons zu sehen. Während des Fluges erklärt Nüßlein, dass Waldbrände meist erst durch aufsteigenden Rauch sichtbar werden. Häufige Ursache seien überhitzte Mähdrescher, deren Feuer sich schnell auf angrenzende Wälder ausbreiten können. Schwieriger werde es, wenn Staubwolken mit Rauch verwechselt werden.
Übung an der Giechburg
Der Flug führt weiter zur Giechburg, wo eine weitere Übung vorbereitet ist. Diesmal entdeckt der erfahrene Pilot zwei große Luftballons deutlich schneller als seine Begleiterin. Die Kommunikationskette wird in Gang gesetzt – ein realistisches Training für den Ernstfall.
Respekt für einen anspruchsvollen Job
Nach der Landung steigt Rebecca Ammon mit wackeligen Beinen aus. Die Erfahrung hat ihr deutlich gemacht, wie fordernd die Arbeit im Cockpit ist. Die Arbeit der Luftbeobachter verlangt höchste Konzentration, Hitzebeständigkeit und präzise Koordination. Hitzefrei gibt es nicht – denn im Ernstfall zählt jede Minute, um einen Waldbrand einzudämmen, bevor er außer Kontrolle gerät.