Eine Reliquie des Heiligen Kaisers Heinrich II. ist im Auftrag des Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl an das Straßburger Münster übergeben worden.
Mit dieser feierlichen Geste werden die jahrhundertealten Beziehungen zwischen den beiden traditionsreichen Bischofsstädten neu belebt – mehr als ein Jahrtausend nach der Zeit des Kaisers. Der Austausch gilt als Ausdruck kirchlicher und europäischer Gemeinschaft. Straßburg, eine Stadt mit reicher Geschichte und Sitz des Europäischen Parlaments, empfing das heilige Fragment mit großer Dankbarkeit.
Heinrich II. – Kaiser, Heiliger und Förderer beider Kathedralen
Der Heilige Kaiser Heinrich II., letzter Herrscher aus dem ottonischen Geschlecht, prägte im 11. Jahrhundert sowohl Bamberg als auch Straßburg. Beide Städte zählten zu seinen Lieblingsorten. Im Jahr 1007 gründete Heinrich das Bistum Bamberg, das er intensiv förderte. Der erste Bamberger Dom wurde 1012 geweiht und gilt bis heute als sichtbares Zeichen seines Wirkens. Nur wenige Jahre später unterstützte der Kaiser den Bau der Straßburger Kathedrale, deren Grundsteinlegung 1015 erfolgte. Nach Überlieferung soll Heinrich II. längere Zeit in Straßburg verweilt und an den Kapitelmessen teilgenommen haben. Noch heute erinnert ein Kaiserfenster im Straßburger Münster an seine enge Verbindung zu Bischof Werner von Habsburg, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband.
Historische Beziehungen neu entdeckt
Auch der umgekehrte Weg der Kontakte ist überliefert: Der Straßburger Bischof war 1020 beim Papstbesuch in Bamberg anwesend. Über die Jahrhunderte gerieten diese engen Beziehungen in Vergessenheit – bis sie durch die Übergabe der Reliquie wieder ins Bewusstsein rückten. „Es war uns eine große Freude, eine Heinrichsreliquie nach Straßburg zu geben“, sagte Erzbischof Gössl bei der Übergabe. „So sind wir durch den heiligen Heinrich noch tiefer mit den Schwestern und Brüdern in Straßburg verbunden.“
Initiative aus Straßburg: Neue Gestaltung der Laurentiuskapelle
Die Idee zur Reliquienübertragung entstand auf Initiative des Straßburger Dompfarrers Didier Muntzinger, der anlässlich des 750. Jubiläums der Laurentiuskapelle deren Altar neugestalten ließ. Bei einem Dombaumeistertreffen in Bamberg kam der Kontakt zum Erzbistum zustande. Der Wunsch, die historische Verbindung beider Kathedralen sichtbar zu machen, führte schließlich zur Übergabe der Reliquie. Am 25. Oktober 2025 wurde der kleine Knochenpartikel in einem feierlichen Gottesdienst in den neuen Altar der Laurentiuskapelle eingesetzt – begleitet von Gebeten, Musik und dem Dank vieler Gläubiger.
Eine Reliquie mit bewegter Geschichte
Das übergebene Fragment stammt aus dem Bamberger Domschatz und ist Teil eines Oberschenkelknochens des Heiligen Kaisers Heinrich II.. Nach seiner Heiligsprechung im Jahr 1146 wurden seine Gebeine an zahlreiche Kirchen in Europa überführt. Ein größerer Teilknochen gelangte im 19. Jahrhundert an ein päpstliches Kolleg in Rom und kehrte erst 2024 nach Bamberg zurück. Nach der Zusammenführung der Überreste wurden diese im Februar 2025 im Kaisergrab im Bamberger Dom beigesetzt – bis auf ein kleines Fragment, das für künftige Reliquienanfragen aufbewahrt wurde. Dieses kostbare Stück wurde nun mit einer bischöflichen Authentik versehen, versiegelt und von Bamberg nach Straßburg überbracht.
Europäische Dimension einer geistlichen Geste
Die Übergabe der Reliquie wurde in Straßburg als Zeichen europäischer Einheit und kirchlicher Gemeinschaft verstanden. In einer Zeit, in der religiöse und kulturelle Brücken besonders wertvoll sind, erinnert die Geste an die gemeinsamen Wurzeln und Werte Europas. So verbindet der Heilige Kaiser Heinrich II. nicht nur die Geschichte zweier Kathedralen, sondern auch die Gläubigen beider Städte über Jahrhunderte hinweg.







 
					






