Das neue päpstliche Schreiben ‚Dilexi te‘ von Papst Leo XIV. hat in der katholischen Weltkirche große Beachtung gefunden.
Auch der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl äußerte sich mit deutlichen Worten der Anerkennung. Für ihn ist das Dokument eine „wegweisende Orientierung für die Weltkirche und alle Menschen“. Es greife die sozialen und spirituellen Impulse von Papst Franziskus auf und führe sie „in eindrucksvoller Klarheit“ fort. Papst Leo XIV. knüpft mit ‚Dilexi te‘ an die Tradition einer Kirche an, die sich aktiv mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt und den Menschen ins Zentrum stellt. Gössl betonte, das Schreiben zeige, dass die Kirche auch heute noch eine moralische Stimme in einer globalisierten Welt sein könne.
Der Mensch im Mittelpunkt – nicht die Wirtschaft
Besonders hob Erzbischof Gössl die kritische Haltung des Papstes gegenüber wirtschaftlichen Machtstrukturen hervor. In einer Zeit, in der politische Entscheidungen oft von ökonomischen Interessen bestimmt seien, erinnere das Lehrschreiben daran, dass der Mensch – vor allem der Arme und Schwache – im Mittelpunkt stehen müsse.
Christliche Liebe als gelebte Solidarität
Ein zentraler Gedanke des Schreibens ‚Dilexi te‘ ist laut Gössl der Aufruf, die Liebe Christi in konkrete Solidarität zu verwandeln. Die Botschaft gehe über bloße Worte hinaus – sie verlange ein tätiges Handeln. „Papst Leo ruft uns auf, Strukturen der Ungerechtigkeit zu überwinden und die Liebe Christi in konkrete Solidarität zu verwandeln“, so der Erzbischof. Für ihn sei dies „ein herausforderndes und zugleich hoffnungsvolles Plädoyer“ für eine Kirche, die an der Seite der Armen steht und in ihnen Jesus Christus erkennt. Diese Haltung, betonte Gössl, könne der Kirche helfen, ihre Glaubwürdigkeit zu erneuern und ihre Rolle als moralische Instanz zu stärken – gerade in einer Zeit, in der viele Menschen nach Orientierung suchen.
Die Chance einer ärmeren Kirche
Gössl ging in seiner Stellungnahme auch auf die aktuelle Situation der Kirche in Deutschland ein. Er sehe darin nicht nur eine Krise, sondern auch eine Möglichkeit der Erneuerung. „Auch wir erfahren, dass unsere Kirche kleiner und ärmer wird – und gerade darin liegt eine Chance“, sagte der Erzbischof. Eine ärmere Kirche könne näher bei den Menschen leben, sich authentischer zeigen und die Kraft des Evangeliums neu entdecken. Der Rückzug von Macht und Besitz ermögliche es, das Wesentliche wiederzufinden – nämlich das Leben in der Nachfolge Christi und die Begegnung auf Augenhöhe mit den Bedürftigen.
Hoffnung auf Erneuerung und Glaubwürdigkeit
Mit ‚Dilexi te‘ setzt Papst Leo XIV. laut Gössl ein Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs. Es sei ein Aufruf, sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen, ohne den Blick auf die spirituellen Wurzeln zu verlieren. Erzbischof Gössl sieht darin eine Einladung an alle Gläubigen, den Glauben als lebendige Praxis der Liebe zu verstehen. Die Kirche solle nicht aus Angst vor Veränderung verharren, sondern sich mutig den Aufgaben der Zeit widmen.
Eine Orientierung, die über die Kirche hinausweist
Das päpstliche Schreiben ist für den Bamberger Erzbischof nicht nur ein innerkirchliches Dokument, sondern ein Appell an die gesamte Menschheit. Die Botschaft von ‚Dilexi te‘ rufe dazu auf, Solidarität, Gerechtigkeit und Liebe als universelle Werte zu leben – über religiöse und nationale Grenzen hinaus. So wird das Schreiben zu einem Zeichen für eine neue Menschlichkeit, die den Blick auf das Gemeinsame richtet. Gössl zeigte sich überzeugt, dass Papst Leo XIV. mit ‚Dilexi te‘ einen wichtigen Beitrag dazu leistet, den Glauben wieder mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden.