Am vergangenen Sonntag versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger auf dem Bamberger Synagogenplatz, um an die Ereignisse der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 zu erinnern.
Die jährliche Gedenkfeier der Stadt Bamberg stand auch in diesem Jahr im Zeichen von Erinnerung, Verantwortung und Zusammenhalt. Oberbürgermeister Andreas Starke betonte in seiner Ansprache die zentrale Bedeutung dieses Datums: „Der 9. November ist der wichtigste Tag in unserem Gedenkkalender.“ Mit diesen Worten erinnerte er daran, wie wichtig es sei, Geschichte wachzuhalten und den Opfern des Nationalsozialismus ein dauerhaftes Andenken zu bewahren.
Junge Stimmen gegen das Vergessen
Zu Beginn der Veranstaltung gestalteten Schülerinnen und Schüler des Dientzenhofer-Gymnasiums, des Eichendorff-Gymnasiums, des Franz-Ludwig-Gymnasiums und der Maria-Ward-Realschule das Programm mit Wortbeiträgen und Gedichten. Sie erinnerten an das jüdische Leben in Bamberg, an die Schicksale jüdischer Familien und daran, wie die Reichspogromnacht den Anfang einer beispiellosen Verfolgung markierte. Ihre Texte verbanden historische Fakten mit persönlichen Reflexionen – ein eindrückliches Zeichen dafür, dass Erinnerungskultur auch in jungen Generationen lebendig bleibt. Musikalisch wurde die Feier von Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde begleitet, deren Lieder die Atmosphäre der Andacht und des stillen Gedenkens unterstrichen.
Ein Appell für Demokratie und Menschlichkeit
In seiner Rede erinnerte Oberbürgermeister Starke an die verheerenden Folgen der Pogromnacht, die als Vorbote des Holocausts gilt: „Die Reichspogromnacht war ein erschütterndes Signal für den Beginn des Holocausts.“ Er mahnte, die Lehren aus der Geschichte ernst zu nehmen, und rief dazu auf, sich aktiv für Freiheit, Toleranz und Menschenwürde einzusetzen. „Demokratie ist ein Wertesystem, das uns alle verpflichtet. Heute muss unser oberstes Ziel sein, für den Erhalt liberaler Demokratien zu sorgen, und die Menschen- und Bürgerrechte zu schützen.“ Mit diesen Worten erinnerte er daran, dass Erinnerung nicht Stillstand bedeutet, sondern ein Auftrag zum Handeln ist – gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus, Hass und Intoleranz wieder zunehmen.
Rabbiner mahnen zur Wachsamkeit
Im Anschluss sprachen Salomon Almekias-Siegl, Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde, und Antje Yael Deusel, Rabbinerin der Liberalen Jüdischen Gemeinde. Beide betonten, wie wichtig es sei, das jüdische Leben als Teil der Stadtgesellschaft sichtbar zu halten und sich gegen jede Form von Diskriminierung zu stellen. Sie erinnerten daran, dass Gedenken nicht nur Rückblick, sondern auch Verpflichtung für die Zukunft ist – eine Mahnung, die gerade in Bamberg mit seiner langen jüdischen Geschichte besondere Bedeutung hat.
Ein Zeichen für Offenheit und Frieden
Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung sprach Oberbürgermeister Starke den Wunsch aus, dass Bamberg ein Ort des gegenseitigen Respekts und der gelebten Mitmenschlichkeit bleibt: „Gemeinsam wollen wir dafür Sorge tragen, dass Bamberg eine offene, friedliebende und fürsorgliche Stadt bleibt, in der wir achtsam sind und in der es sich lohnt zu leben. Mit Respekt, Toleranz und Frieden.“ Die Veranstaltung endete in stiller Würde – ein Moment des Innehaltens, der zeigte, dass Erinnerung und Verantwortung untrennbar miteinander verbunden sind.
















