Seit dem Jahr 2000 gilt die PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) als eine der bedeutendsten Vergleichsstudien zur schulischen Bildung weltweit.
Alle drei Jahre testen Forscherinnen und Forscher die Kompetenzen 15-jähriger Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Ziel ist es, ein realistisches Bild vom Leistungsstand der Bildungssysteme zu gewinnen – international wie national. Die Ergebnisse der Studie sind häufig Gegenstand intensiver Diskussionen in Politik, Medien und Wissenschaft. Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit, Schulqualität und der Einfluss des föderalen Bildungssystems stehen dabei regelmäßig im Mittelpunkt der Debatten.
Universität Bamberg im Zentrum der Bildungsforschung
Ein zentraler Ort der deutschen PISA-Forschung ist die Universität Bamberg. Anlass für ein Gespräch zum 25-jährigen Bestehen der Studie war ein Interview mit Prof. Dr. Cordula Artelt, Inhaberin des Lehrstuhls für Bildungsforschung im Längsschnitt an der Uni Bamberg und Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi). Artelt war schon an der ersten PISA-Erhebung beteiligt und gehört heute zu den führenden Stimmen der deutschen Bildungsforschung. „Durch PISA können wir uns international verorten und vergleichen. Das kann auch politische Motivation schaffen, um im internationalen Kontext gut abzuschneiden“, erklärt Artelt.
Abwärtstrend – und was Deutschland dagegen tut
Während Deutschland nach dem sogenannten ‚PISA-Schock‘ 2000 jahrelang Verbesserungen zeigen konnte, ist seit über einem Jahrzehnt ein erneuter Abwärtstrend zu beobachten. Dieser lasse sich laut Artelt durch verschiedene Faktoren erklären – etwa durch die veränderte Zusammensetzung der Schülerschaft, zunehmende soziale Herausforderungen oder ungleiche Startbedingungen. Eine Gegenmaßnahme ist das 2024 gestartete ‚Startchancen-Programm‘ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es soll gezielt 2.125 Schulen mit hohem Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler fördern. Das Programm läuft bis 2026/2027 und wird wissenschaftlich begleitet – unter anderem vom LIfBi in Bamberg.
Bildung braucht mehr Wertschätzung
Neben strukturellen Reformen und gezielten Förderprogrammen sieht Cordula Artelt aber auch ein gesellschaftliches Problem: die mangelnde Anerkennung des Lehrberufs. „Das Bild, das – nicht zuletzt auch in den Medien – vorherrscht, ist geprägt von Stichworten wie Lehrkräftemangel, Stress und Belastung, Sanierungsstau an Schulen, Hausforderungen der Digitalisierung und steigende Anforderungen an Integration und Inklusion. Das kann auch potenzielle Lehrkräfte abschrecken“. Gerade in Zeiten wachsender Herausforderungen wie Integration, Inklusion und digitalem Wandel sei eine positive Grundhaltung zur Bildung entscheidend für die Zukunft des Systems.
PISA 2025 – ein wichtiger Prüfstein
Im April und Mai 2025 findet die nächste große PISA-Haupterhebung statt. Erneut werden Tausende 15-Jährige weltweit getestet, und erneut wird Deutschland genau auf die Ergebnisse blicken. Die Universität Bamberg und das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe spielen dabei eine zentrale Rolle – nicht nur bei der Datenauswertung, sondern auch bei der Einordnung und Bewertung der Resultate.