Am 12. September 2014 markierte das Trompetensignal das Ende einer Ära: Die letzten Angehörigen der US Army verließen nach fast 70 Jahren den Militärstandort Bamberg.
Für die Stadt begann eine neue Phase, geprägt von Transformation und Stadtentwicklung. Zehn Jahre später zieht die Stadt nun eine beeindruckende Bilanz.
Ein Glücksfall für die Stadtentwicklung
Mit dem Abzug der US Army wurden der Stadt 480 Hektar Fläche überlassen – knapp neun Prozent der gesamten Stadtfläche. Ein außergewöhnlicher Vorteil für Bamberg, das bisher mit begrenztem Platz zu kämpfen hatte. Bereits 2012 fasste der Stadtrat den Entschluss, das Areal zu erwerben und für städtebauliche Zwecke zu nutzen. Das Amt für Strategische Entwicklung und Konversionsmanagement auf der Verwaltungsebene sowie der Konversionssenat mit Konversionsreferenten auf der politischen Ebene wurde gegründet, um das Projekt zu koordinieren.
Intensive Planung und Bürgerbeteiligung
Um die neu gewonnenen Flächen optimal zu nutzen, startete Bamberg eine umfassende Planungsphase. Bürger- und Expertenforen diskutierten mögliche Nutzungen, und ein Wettbewerb lieferte wichtige Ideen für die Stadtentwicklung. Dabei entstand ein Mix aus Wohnraum, Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen, der die Stadt nachhaltig prägen sollte.
Überraschende Wendungen: Bundespolizei und Ankerzentrum
Doch nicht alles verlief nach Plan: Die politische Lage im Jahr 2015 führte dazu, dass Bund und Freistaat Bayern eigene Nutzungsansprüche anmeldeten. Teile der ehemaligen Militärfläche wurden daraufhin von der Bundespolizei und dem Ankerzentrum Oberfranken (AEO) übernommen. Trotzdem bleibt der ursprüngliche Plan gültig: „Sobald sich der Bund und der Freistaat zurückziehen, wird die Stadt die dann freiwerdenden Flächen erwerben und entwickeln“, erklärte Oberbürgermeister Andreas Starke. Für die Ankereinrichtung erwartet die Stadt die Flächenfreigabe für Ende 2025. Hierfür gibt eine klare vertragliche Regelung mit dem Freistaat Bayern, an der die Stadt festhält. Für die Bundespolizei existiert ein städtebauliches Entwicklungsmodell, das eine deutliche Flächenreduktion in der Zukunft vorsieht. „Auch dort haben wir konkrete Vorstellungen, um die Stadt zu fördern“, so Starke.
Der Lagarde-Campus: Ein Vorzeigeprojekt
Ein Highlight der Konversion ist der Lagarde-Campus, der sich auf etwa 20 Hektar erstreckt. Hier entstehen rund 1100 Wohneinheiten, von denen viele bereits bezogen wurden. Besonders wichtig ist die soziale Durchmischung: 20 Prozent der Wohnungen werden nach dem Modell der einkommensorientierten Förderung vergeben, sodass auch einkommensschwächere Bürger hier ein Zuhause finden.
Nachhaltigkeit und Innovation im Fokus
Der Lagarde-Campus setzt auf ökologische Nachhaltigkeit. 70 Prozent der benötigten Wärme werden direkt vor Ort durch erneuerbare Energien erzeugt. Auch das Mobilitätskonzept ist zukunftsweisend: Neben einem reduzierten Stellplatzschlüssel für Autos können Bewohner eine Mobilitätskarte nutzen, die den ÖPNV sowie Carsharing und E-Bikes beinhaltet.
Lagarde1: Zentrum für Digitalisierung und Gründung
Ein weiteres Leuchtturmprojekt auf dem Lagarde-Campus ist ‚Lagarde1‘, ein Zentrum für Digitalisierung und Gründung. Es bietet Start-ups aus der Region die Möglichkeit, sich zu vernetzen und von der Nähe zur Universität sowie regionalen Unternehmen zu profitieren. Dieses Projekt trägt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stärkung Bambergs bei und hat bereits bundesweite Beachtung erlangt.
Weitere Konversionsflächen mit großem Potenzial
Neben dem Lagarde-Campus bietet Bamberg noch weitere Flächen, die entwickelt werden. Auf dem ehemaligen Munitionslager ‚Muna‘ sollen Ökologie und Wirtschaft in Einklang gebracht werden. Der ehemalige Flugplatz wird zum Naturschutzgebiet, und der Golfplatz bleibt ein wichtiger Ort für sportliche Aktivitäten. Auch die Offizierssiedlung und die Pines Housing Area wurden erfolgreich in Wohnquartiere umgewandelt.
Fazit: Eine erfolgreiche Konversion
Die Konversion in Bamberg ist ein Paradebeispiel für gelungene Stadtentwicklung. Mit einer klugen Mischung aus Wohnraum, Gewerbe, Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung konnte die Stadt nicht nur neue Impulse setzen, sondern auch ihre Attraktivität als Lebens- und Wirtschaftsstandort weiter ausbauen. Oberbürgermeister Starke zieht eine überwiegend positive Bilanz und dankt allen Beteiligten: „Die Konversion ist ein Kraftakt. Mein Dank gilt allen, die sich vor Ort dafür eingesetzt haben. Die Entwicklung der Quartiere wäre ohne die großartige Förderung von Bund und Land nicht möglich gewesen“.