Plötzliche Flammen schlagen hoch, massive Wassermengen strömen – und dennoch bleibt alles trocken. Was wie ein Widerspruch klingt, ist die Realität dank modernster Technologie: Virtual Reality (VR).
Diese digitale Entwicklung hält nun auch Einzug in die Feuerwehr-Ausbildung. Mit der zunehmenden Digitalisierung gestaltet sich das Training von Einsatzkräften innovativer und effizienter.
Virtuelle Realitäten für reale Herausforderungen
Feuerwehrleute stehen vor einer besonderen Herausforderung: Regelmäßige Übungen sind essenziell, um im Ernstfall schnell und richtig zu handeln. Doch geeignete Übungsobjekte für Brandeinsätze werden immer seltener. Zwar gibt es Methoden wie Brandcontainer, um realitätsnahe Einsätze zu simulieren, diese sind jedoch oft mit erheblichem Aufwand verbunden.
An dieser Stelle setzt VR an: Mit einem modernen VR-System können Übungsdurchgänge ohne große Vorbereitungen durchgeführt werden – jederzeit und fast mühelos. Der Freistaat Bayern hat bereits im Frühjahr 2024 damit begonnen, VR-Systeme für die Feuerwehren der kreisfreien Städte und Landkreise zu beschaffen. Diese innovative Technik erlaubt es, Brandeinsätze virtuell zu simulieren und somit Trainingsszenarien auf Knopfdruck zu erstellen.
Pilotprojekt in Bamberg
In der Stadt Bamberg wurde das VR-System intensiv getestet, bevor es im Sommer 2024 in den Regelbetrieb überging. Es wurde in den offiziellen Lehrgangskatalog der Feuerwehr integriert und gilt als wertvolle Ergänzung zur klassischen Atemschutzausbildung. Der Vorteil liegt in der Flexibilität und Wiederholbarkeit der Übungen: Atemschutzgerätetragende können ihre Fähigkeiten jederzeit trainieren und sich so optimal auf reale Einsätze vorbereiten. Die wiederholte Durchführung von realistischen Szenarien hilft, routinierter und sicherer zu agieren, wenn es darauf ankommt.
Unzählige Szenarien auf Abruf
Eines der größten Vorteile der VR-Ausbildung ist die Möglichkeit, unterschiedliche Szenarien mit wenigen Klicks zu erstellen: Von einem stark verrauchten Raum mit ‚Nullsicht‘ über den Zimmerbrand bis hin zur Menschenrettung in einem brennenden Gebäude. Jede dieser realitätsnahen Übungsumgebungen wird durch das VR-System mit beeindruckender Genauigkeit nachgebildet. Das technische Set-up besteht aus einem leistungsfähigen PC, einer VR-Brille, vier Basisstationen und einem speziell umgebauten Hohlstrahlrohr mit Trackern. Durch diese Ausstattung wird den Teilnehmern das Gefühl vermittelt, sich in einem echten Einsatz zu befinden. Innerhalb weniger Sekunden tauchen die Auszubildenden vollständig in die simulierte Umgebung ein und können unter annähernd realistischen Bedingungen trainieren.
Ein Blick in die Zukunft der Ausbildung
Ein kompletter Durchgang mit dem VR-System dauert etwa vier Stunden. Nach ersten Übungen, die das Handling und die Eingewöhnung erleichtern, beginnt die eigentliche Simulation in voller Montur. Sobald die Auszubildenden in das System eingewiesen sind, heißt es: „Wasser… ähh… Tracker marsch!“.
Die Ausbildung soll künftig in einem mehrstufigen Modell durchgeführt werden: Nach einem Basistraining folgt die VR-Ausbildung, dann die Praxis in einer Brandübungsanlage und schließlich der Einsatz in einem feststoffbefeuerten Container. Diese Kombination aus Theorie und Praxis stellt sicher, dass die angehenden Feuerwehrleute bestens auf ihren Ernstfall vorbereitet sind.
Bürgermeister setzt Zeichen
Zum Start der VR-Ausbildung in Bamberg ließ es sich auch Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner nicht nehmen, selbst zur VR-Brille zu greifen. Schon bei der Vorstellung der neuen Trainingsmethode zeigte er großes Interesse und meldete sich spontan für einen Übungsdurchgang an. „Ich wollte schon immer mal Feuerwehrmann sein“, sagte Metzner schmunzelnd, bevor er sich in das System einweisen ließ. Schon nach wenigen Minuten war er mit dem Hohlstrahlrohr vertraut und meisterte seine Löschübungen mit Bravour. Begeistert von der realistischen Simulation und mit einem Teilnahmezertifikat in der Hand, bedankte er sich bei allen Ausbildern und der Feuerwehrführung.
Mit der Integration von Virtual Reality in die Ausbildung von Atemschutzgerätetragenden ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft der Feuerwehr-Ausbildung getan. Diese moderne Trainingsmethode bietet enorme Vorteile: Sie ermöglicht realistische, flexible und kostengünstige Übungen, die Feuerwehrleute optimal auf ihre Einsätze vorbereiten. Mit dem neuen VR-System erhalten die Einsatzkräfte die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten immer wieder zu schulen und so im Ernstfall noch routinierter und sicherer zu handeln.