Am Samstag, den 13. September 2025, haben rund 350 Einsatzkräfte gemeinsam mit 130 Statistinnen und Statisten im Fuchs-Park-Stadion in Bamberg eine groß angelegte Übung durchgeführt.
Das Szenario: Ein ehemaliger Mitarbeiter eines Fußballvereins greift im psychischen Ausnahmezustand im VIP-Bereich der Tribüne mit einem Messer wahllos Menschen an. Während Zuschauer und Helfer in Panik geraten, eskaliert die Lage weiter – der Täter flüchtet in ein benachbartes Containerdorf und legt dort ein Feuer. Die Übung, die gegen 9 Uhr begann, stellte alle Beteiligten vor komplexe Herausforderungen. Um 12 Uhr erklärte Übungsleiter Christian Seitz, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, das Szenario für beendet.
Prominente Beobachter und politische Unterstützung
Unter den Beobachtern befand sich auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der die Bedeutung solcher Übungen hervorhob: „Nur durch realitätsnahe Szenarien kann die Zusammenarbeit von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr verbessert werden.“ Auch Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke sowie die Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und Wolfgang Metzner verfolgten den Ablauf der Großübung.

vor Ort mit Oberbürgermeister Andreas Starke (r.), Bürgermeister
Jonas Glüsenkamp (hinten Zweiter v.r.) und Bürgermeister Wolfgang
Metzner (hinten l.) sowie Landrat Johann Kalb (l.).
Quelle: Stadtarchiv Bamberg, Jürgen Schraudner
Eskalation im Stadion
Zu Beginn vermutete der Sanitätsdienst eine einfache Schlägerei. Doch schnell stellte sich heraus, dass es sich um eine Amoklage mit zahlreichen Verletzten handelte. Die Polizei musste zunächst die Tribüne sichern, ehe die Rettungsdienste eingreifen konnten. Zeitgleich versetzten die Kliniken in Bamberg, Burgebrach und Scheßlitz ihre Notaufnahmen in Alarmbereitschaft und mobilisierten zusätzliches Personal.
Feuer im Containerdorf erschwert Einsatz
Der Täter verschanzte sich im angrenzenden Containerdorf und legte dort Feuer. Die Feuerwehr wurde nachalarmiert, konnte aber erst nach der polizeilichen Freigabe tätig werden. Im Drehbuch war vorgesehen, dass der Täter beim Zugriff schwer verletzt wird und später verstirbt. Während der Löscharbeiten verletzte sich zudem ein Feuerwehrmann und musste von seinen Kameraden gerettet werden – ein Szenario, das auch die Einsatzkräfte selbst an ihre Grenzen führte.

gesicherten Freigabe des Containerdorfes durch die Polizei darf und
kann die Feuerwehr mit den Lösch- und Einsatzmaßnahmen
beginnen. Quelle: Stadtarchiv Bamberg, Jürgen Schraudner
25 Verletzte, Kliniken im Stresstest
Insgesamt wurden 25 Personen inklusive Täter verletzt und stationär in den umliegenden Kliniken versorgt. Der Schwerpunkt lag auf der Triage: der medizinischen Ersteinschätzung und Priorisierung von Patienten nach Dringlichkeit. So konnten die Abläufe in den Notaufnahmen realitätsnah getestet werden. Das Klinikum Bamberg aktivierte zusätzlich 15 Mitarbeiter, um sowohl die Übung als auch den regulären Betrieb sicherzustellen. Auch die Steigerwaldklinik Burgebrach und die Juraklinik Scheßlitz stellten kurzfristig schlagkräftige Behandlungsteams zusammen.
Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen
Neben Polizei und Feuerwehr spielten auch Hilfsorganisationen eine Schlüsselrolle:
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Das Bayerische Rote Kreuz (BRK), die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst stellten fast 100 Einsatzkräfte.
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Der Katastrophenschutz ergänzte die hauptamtlichen Strukturen, die bei einem Massenanfall von Verletzten schnell an ihre Grenzen stoßen.
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Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV-B) kümmerte sich parallel um Betroffene.
Alle Beteiligten betonten den hohen Wert solcher Übungen für die ehrenamtlichen Kräfte, die ihre Fähigkeiten in realitätsnahen Szenarien erproben können.
Stimmen aus Politik und Einsatzorganisationen
Ulrich Rothdauscher, Polizeivizepräsident Oberfranken:
„Wir sind dankbar für diese Übung, ist doch die Bewältigung lebensbedrohlicher Einsatzlagen kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis intensiver Planung und Abstimmung.“
Florian Mayer, Polizeichef Bamberg:
„Übung macht den Meister – das gilt auch und gerade für Szenarien, von denen wir uns alle wünschen, dass sie am besten nie eintreten mögen.“
Michael Hörmann, BRK:
„Besonders für die ehrenamtlichen Einheiten des Sanitätsdienstes stellen Großübungen wie diese eine seltene und wichtige Möglichkeit dar, ihre zum Glück nur selten benötigten Fähigkeiten im Zusammenspiel mit den anderen Organisationen und Behörden praktisch zu üben.“
Philipp Geus, Johanniter:
„Eine unserer wichtigsten Aufgaben als Hilfsorganisation ist es, den Katastrophenschutz handlungsfähig zu halten. Das gilt nicht nur angesichts der sich ständig verändernden geopolitischen Lage, sondern auch als Vorbereitung auf potenzielle regionale Katastrophenfälle. Übungen wie die heutige sind deshalb enorm wichtig und unverzichtbar, um unsere Einsatzkräfte zu schulen, aber auch um die Teamarbeit und die Zusammenarbeit der beteiligten Organisationen zu stärken.“
René Timmermann, Malteser:
„Bei einem solchen Massenanfall an Verletzten ist es enorm wichtig, dass wir hier die Versorgung, Verteilung und Übergabe der Verletzten an die Kliniken üben. Insbesondere das Zusammenspiel der unterschiedlichen Hilfsorganisationen können wir bei der Großübung im Fuchs-Park-Stadion trainieren und weiter verbessern.“
Prof. Dr. Peter Strohm, Klinikum Bamberg:
„Während des heutigen Vormittages konnten wir die Abläufe in der interdisziplinären Notaufnahme im Krisenfall realitätsnah testen. Mit den Ergebnissen aus der Übung können wir nun unsere internen Prozesse und die Schnittstellen zu unseren externen Partnern noch weiter optimieren, um auch weiterhin auf außergewöhnliche Lagen bestmöglich vorbereitet zu sein.“
Dr. Michael Hille, Kliniken Burgebrach und Scheßlitz:
„Der heutige Tag hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig regelmäßige gemeinsame Übungen mit den Hilfsorganisationen und eine gute krankenhausinterne Vorbereitung auf Krisenfälle sind. Unsere Notaufnahmen erfüllen nicht nur die aktuellen Anforderungen an die Basisnotfallversorgung – durch die Modernisierung unserer Alarm- und Einsatzpläne sowie den Einsatz des digitalen Alarmierungssystems MultiBel sind wir in der Lage, innerhalb kürzester Zeit schlagkräftige interdisziplinäre Behandlungsteams zusammenzustellen.“
Dietmar Willert, Leitstellenleiter ILS:
„Die gewonnenen Erkenntnisse fließen unmittelbar in die weitere Optimierung unserer Einsatzpläne und Notfallstrukturen ein, damit wir auch in solch außergewöhnlichen Szenarien bestmöglich vorbereitet sind.“
Beobachtung und Nachbereitung
Etwa 50 Beobachterinnen und Beobachter analysierten die Abläufe mit kritischem Blick. Schon während der Übung zeigte sich: Die Zusammenarbeit funktioniert, ist aber weiter ausbaufähig. Nach dem offiziellen Ende begann die detaillierte Nachbereitung, die weitere Verbesserungen für künftige Einsätze ermöglichen soll.
Engagement und Dank an die Helfer
Nach drei intensiven Stunden endete die Großübung. Einsatzkräfte, Statisten und Organisatoren erhielten eine wohlverdiente Stärkung – gekocht von der Feldküche des BRK. Übungsleiter Christian Seitz zeigte sich zufrieden: „Der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es steht bereits jetzt fest, dass wir aus der Übung viele Erkenntnisse für eine noch bessere Zusammenarbeit mitnehmen.“
Sicherheit braucht Vorbereitung
Die Großübung in Bamberg hat gezeigt, wie wichtig regelmäßiges Training unter realistischen Bedingungen ist. Auch wenn sich alle wünschen, dass ein solches Szenario nie Wirklichkeit wird, sind die Erkenntnisse aus der Übung entscheidend, um im Ernstfall schnell, koordiniert und professionell reagieren zu können.














