Es war ein außergewöhnlicher Anlass, der selbst für Oberbürgermeister Andreas Starke Neuland bedeutete: Zum ersten Mal in seiner knapp 20-jährigen Amtszeit gratulierte er einer 106-Jährigen zum Geburtstag.
Mathilde Pfau, geboren am 23. Juli 1919, ist nicht nur eine bemerkenswerte Frau, sondern auch die älteste Bürgerin der Stadt Bamberg.
Ein Leben zwischen Krieg, Verlust und Neuanfang
Mathilde Pfau wurde in Oldenburg geboren und zog 1940 mit ihrem ersten Ehemann nach Graz, wo ihre ersten drei Kinder das Licht der Welt erblickten. Doch der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren: Bei einem Fliegerangriff auf Graz verlor sie ihren Mann, das gemeinsame Haus wurde zerstört. Mit einem neuen Lebensgefährten wagte sie einen weiteren Neuanfang – es folgten zwei weitere Kinder. Auch dieses Glück war nur von kurzer Dauer: Ihr Partner verunglückte tödlich bei einem Autounfall, sodass Mathilde Pfau fünf Kinder alleine großzog.
Seit über 50 Jahren in Bamberg zuhause
1973 fand sie schließlich in Bamberg eine neue Heimat, als sie Otto Pfau, einen Bamberger, heiratete. Seitdem lebt sie in der Domstadt – und das seit mehr als fünf Jahrzehnten. Gleichzeitig blieb sie ihrer zweiten Heimat Österreich stets verbunden und pflegt bis heute enge Kontakte dorthin.
Zeitzeugin mit außergewöhnlicher Lebensleistung
Mathilde Pfau steht für eine Generation, deren Lebensweg von Umbrüchen, Schicksalsschlägen, aber auch von Stärke und Durchhaltevermögen geprägt ist. Ihre Geschichte ist ein Stück gelebter Zeitgeschichte – von der Weimarer Republik über den Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart.
Eine inspirierende Frau – nicht nur wegen ihres Alters
Mit ihrem 106. Geburtstag schreibt Mathilde Pfau Stadtgeschichte – nicht nur als älteste Bürgerin, sondern als Symbol für Lebensmut, familiäre Verantwortung und kulturelle Verbundenheit. Ihr Leben ist ein stilles Zeugnis großer Stärke – ein Vorbild, das berührt und bewegt.