Kaum fallen die ersten Blätter, mehren sich die Gerüchte: Steht uns ein extremer Winter bevor? Schlagzeilen wie „Jahrhundertwinter 2025!“ machen die Runde – doch was ist wirklich dran? Und viel wichtiger: Was bedeutet das für uns hier in Bamberg? Zwischen Altstadtflair und Regnitzauen stellt sich die Frage: Müssen wir uns auf Schneemassen, Frostwellen und eisige Wochen einstellen – oder bleibt alles beim Wetter wie gewohnt?
Wenn sich das Wetter dreht: Polarwirbel sorgt für Gesprächsstoff
Ein Begriff geistert aktuell durch Medien, Wetterblogs und soziale Netzwerke: Polarwirbel. Für viele klingt das nach abstrakter Meteorologie – doch tatsächlich könnte dieses Phänomen direkten Einfluss auf das Wetter in Bamberg und Umgebung nehmen.
Einige Prognosen deuten auf einen bevorstehenden instabilen Polarwirbel im Winter 2025/26 hin. In der Vergangenheit führte genau das bereits zu extremen Kältewellen – auch in Bayern. Aber steht uns nun wirklich ein „Jahrhundertwinter“ bevor, wie manche Medien suggerieren? Und was bedeutet das konkret für Bamberg?
Was ist der Polarwirbel – und warum reden jetzt alle darüber?
Der Polarwirbel ist ein riesiges, kreisendes Windsystem in der oberen Atmosphäre, das sich rund um den Nordpol bildet. Seine Hauptaufgabe: Die eisige Polarluft im hohen Norden halten. Normalerweise funktioniert das zuverlässig. Doch wenn der Polarwirbel instabil wird oder „wankt“, kann es passieren, dass kalte Luftmassen nach Süden drängen – bis nach Mitteleuropa.
Solche Situationen führten in der Vergangenheit zu Kältewintern mit massiven Schneefällen, wie etwa 2009/10 oder 1978/79. Damals war auch in Oberfranken tagelang alles von Schnee bedeckt, Busse blieben stehen und Heizöltanks waren vielerorts schneller leer als erwartet.
Aktuelle Lage: Was sagen die Wettermodelle für den Winter 2025/26?
Meteorologische Institute beobachten derzeit mehrere Entwicklungen:
- Der Polarwirbel zeigt laut aktuellen Langfristmodellen erste Anzeichen von Instabilität.
- Gleichzeitig befindet sich der Pazifik im La-Niña-Modus – ein Klimaphänomen, das in Europa häufig mit kälteren, schneereicheren Wintern einhergeht.
- Auch die Nordatlantische Oszillation (NAO), welche die Druckverhältnisse zwischen Island und den Azoren beschreibt, könnte laut Meteorologen Einfluss nehmen – entweder als Verstärker oder als „Gegenspieler“ zu Polarwirbel und La Niña.
Das Zusammenspiel dieser drei Faktoren beeinflusst, wie viel Kälte und Schnee Mitteleuropa – und speziell Regionen wie Oberfranken – zu erwarten haben.
Was bedeutet das konkret für Bamberg?
Ob es in Bamberg zu einem Jahrhundertwinter kommt, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Aber klar ist: Die Wahrscheinlichkeit für spürbare Kältephasen ist erhöht.
Die aktuellen Einschätzungen des Climate Prediction Center (CPC) deuten zumindest auf eine Tendenz zu einem kälteren und schneereicheren Winter hin. Grundlage dafür ist die anhaltende La-Niña-Phase, deren Fortbestehen voraussichtlich bis ins Frühjahr 2026 reicht. Wer sich genauer informieren möchte, findet die offiziellen Daten zur Entwicklung auf der ENSO-Website der NOAA
Szenarien, die auch in Bamberg möglich wären
In Bamberg könnten sich – je nach Verlauf des Winters – verschiedene Wetterlagen zeigen. Kälteeinbrüche im Januar oder Februar würden vor allem zu häufigeren Frostnächten führen und könnten an älteren Gebäuden Eisschäden verursachen.
Bei stärkeren Schneefällen wären nicht nur die Schneeschaufeln wieder im Dauereinsatz – auch Verkehrsbehinderungen wären denkbar, besonders auf Nebenstraßen oder in den höher gelegenen Stadtteilen. Sollte sich eine Dauerfrostphase einstellen, hätte das spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch – und könnte insbesondere ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen stärker belasten.
Ebenso denkbar ist jedoch ein wechselhafter Winter mit milden Phasen: weniger Schnee, dafür aber häufiger nasses, unangenehm kaltes Wetter, wie es Bamberg in den letzten Jahren oft erlebt hat.
Besonders Bambergs Altstadt mit Kopfsteinpflaster und engen Gassen ist bei Schneefall oft herausgefordert. Glätte, rutschige Wege und Probleme bei der Müllabfuhr könnten wieder verstärkt auftreten – ähnlich wie zuletzt im Winter 2020/21.
Winter in Bamberg: Mythos oder Realität?
Der Begriff „Jahrhundertwinter“ ist kein offizieller meteorologischer Begriff, sondern eine mediale Umschreibung für außergewöhnlich strenge Winter.
In den letzten 50 Jahren gab es nur eine Handvoll echter Extremwinter. Die Winter in Bamberg der letzten Jahre waren dagegen meist mild, teils schneefrei – doch wer sich an 2010 oder 1996 erinnert, weiß: Die Region kann Winter.
Was sagt die Wissenschaft?
Experten wie Dr. Karsten Brandt (Donnerwetter.de) oder Dominik Jung (Wetter.net) geben Entwarnung: Derzeit deuten keine Modelle auf einen durchgehenden Extremwinter hin. Vielmehr sei mit einem abwechslungsreichen Wetterverlauf zu rechnen – mal frostig, mal mild.
Auch das renommierte ECMWF-Modell sieht für Europa ein Auf und Ab mit Kältephasen, aber keine durchgehende Schneedecke bis März.
Und jetzt? Was Bamberger tun können
Ob Jahrhundertwinter oder nicht – Vorbereitung schadet nie. Das gilt für Privatpersonen, Hausverwaltungen ebenso wie für Unternehmen und Kommunen.
Winter-Checkliste für Bamberg:
- Heizung prüfen: Jetzt Wartungstermine vereinbaren, um im Ernstfall keine bösen Überraschungen zu erleben.
- Winterreifen montieren: Frühzeitig auf die richtige Bereifung setzen – Oberfrankens Höhenlagen können früh glatt werden.
- Dach und Dachrinnen prüfen: Schneedruck und Eiszapfen bergen Gefahren – vor allem in den engen Altstadtstraßen.
- Vorräte für kalte Tage: Streusalz, Kerzen, Batterien, Lebensmittel – kleine Vorräte helfen bei Schneefall oder Stromausfällen.
- Nachbarschaftshilfe organisieren: Gerade ältere Menschen profitieren von gemeinsamer Unterstützung bei Glätte oder Schnee.
Zwischen Schneeflocken und Schlagzeilen: Die Ruhe bewahren
Trotz aller Prognosen bleibt das Wetter Bamberg ein unberechenbarer Faktor – auch in Zeiten modernster Modellierungen.
Die Wahrscheinlichkeit für kältere Phasen im kommenden Winter ist laut Experten durchaus gegeben. Doch ein „Jahrhundertwinter“ mit Schneebergen auf dem Domplatz und zugefrorener Regnitz ist Stand jetzt nicht mehr als ein theoretisches Szenario.
Wer vorbereitet ist, muss sich keine Sorgen machen – und kann die kalten Tage vielleicht sogar genießen. Ob auf dem Bamberger Weihnachtsmarkt mit Glühwein, beim Rodeln auf dem Hain oder bei einem Winterspaziergang durch die UNESCO-Altstadt: Der Winter kann auch schön sein.















