Mit einer festlichen Kick-off-Veranstaltung im Pfarrsaal von Maria Hilf ist in Bamberg das Projekt ‚Care im Quartier‘ gestartet.
Die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, überreichte dabei eine Fördertafel an die Stadt. Neben zahlreichen Gästen und Kooperationspartnern nahmen auch Regierungspräsident Florian Luderschmid, Oberbürgermeister Andreas Starke sowie Bürgermeister und Sozialreferent Jonas Glüsenkamp teil. Gemeinsam gaben sie den Startschuss für ein Projekt, das bundesweit Modellcharakter haben könnte.
Starke Förderung für ein starkes Vorhaben
Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt 3,1 Millionen Euro. Davon werden 1,9 Millionen Euro gefördert:
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1,34 Millionen Euro (70 Prozent) stammen aus dem Pflegeministerium.
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knapp 400.000 Euro (20 Prozent) steuert die Oberfrankenstiftung bei.
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rund 300.000 Euro (10 Prozent) übernimmt die Stadt Bamberg.
Ministerin Gerlach betonte, dass Pflege nur mit kommunaler Verankerung langfristig gesichert werden könne: „Pflege findet immer vor Ort statt. „Mit ‚Care im Quartier‘ kann die Unterstützung zu den Menschen kommen und zwar dorthin, wo sie verankert sind: Familie, Freunde, Nachbarschaft.“
Demografischer Wandel als Ausgangspunkt
Regierungspräsident Florian Luderschmid verwies auf die Herausforderungen der Alterung: Während das Durchschnittsalter der Bevölkerung 1927 noch bei etwas über 30 Jahren lag, beträgt es heute rund 45 Jahre. „Wir wollen neue Modelle wie ‚Care im Quartier‘ fördern, um dem Anspruch gerecht zu werden, ‚dass wir älter werden in Würde und in vertrauter Umgebung’“.
Hilfe im Quartier, nicht in der Institution
Oberbürgermeister Andreas Starke machte deutlich, dass Bamberg mit diesem Projekt den demografischen Wandel aktiv gestalten wolle: „Die Hilfe soll dort ankommen, wo sie gebraucht wird: in den Quartieren.“ Bürgermeister Jonas Glüsenkamp konkretisierte: „Der Ansatz ist, dass die Menschen, die Hilfe brauchen, nicht zu den Institutionen kommen müssen. Vielmehr kommen Nachbarinnen und Nachbarn, Ehrenamtliche und Hauptamtliche zu den Menschen, um festzustellen, was benötigt wird. ‚Care im Quartier‘ setzt auf präventive Hausbesuche. Ziel ist, die Menschen zu erreichen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.“
Quartiersarbeit als Herzstück
Projektleiterin Stefanie Hahn stellte das inhaltliche Konzept vor. Bis 2028 sollen mindestens 100 Sorgegemeinschaften aufgebaut werden, die Nachbarschaft, Ehrenamt und professionelle Dienste verbinden. Dafür werden neue Pflegelotsinnen, Pflegelotsen und Ehrenamtsbeauftragte eingesetzt. „Wir wollen, dass Menschen im Alter nicht allein bleiben und den Weg zu den vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten finden, die es in Bamberg ja bereits gibt. Ganz nebenbei bauen wir die Quartiersarbeit weiter aus, denn über die Förderung entstehen im Haingebiet und in der Gartenstadt neue Anlaufpunkte für alle. Wenn uns das gelingt, schaffen wir ein Modell, das weit über Bamberg hinaus Schule machen kann“, erklärte Hahn.
Breites Netzwerk für eine sorgende Stadtgesellschaft
Die Projektstruktur ist breit angelegt:
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AWO verantwortet die Gartenstadt.
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Caritas übernimmt das Haingebiet.
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Sozialstiftung ist für Bamberg-Ost/Wunderburg zuständig.
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SOPHIA im Quartier e.V. koordiniert das Gesamtprojekt.
Unterstützt wird die Umsetzung von einem interdisziplinären Steuerungskreis aus Stadtverwaltung, Partnerorganisationen und Seniorenbeirat. Anton Zahneisen, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirates, betonte, wie wichtig es sei, möglichst viele Akteure einzubinden.
Motivation und Aufbruchsstimmung bei den Partnern
Zum Auftakt präsentierten sich die Projektpartner auf einem ‚Marktplatz Care im Quartier‘. In einer Gesprächsrunde machten Vertreter von Caritas, AWO, Sozialstiftung und SOPHIA deutlich, dass sie Bamberg zur Modellkommune für eine sorgende Stadtgesellschaft entwickeln wollen. Auch die wissenschaftliche Begleitung durch die Katholische Universität Eichstätt, vertreten durch Professor Dr. Jürgen Zerth, soll den Projekterfolg sichern.
Ein Projekt mit Strahlkraft
Die Stimmung beim Start war geprägt von Optimismus und Tatendrang. Mit dem Zusammenspiel von staatlicher Förderung, kommunaler Verantwortung, starken Partnern und engagierten Bürgerinnen und Bürgern will Bamberg ein Modell entwickeln, das weit über die Stadt hinaus Vorbildcharakter haben kann.