Bei ihrer zweitägigen Klausurtagung im Landkreis Eichstätt haben sich Landrat Johann Kalb und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Landkreis Bamberg über aktuelle und zukünftige Themen der Kreisentwicklung ausgetauscht.
Von Archivpflege über Asylfragen, Baurecht und Jugendsozialarbeit bis hin zu Gesundheitsversorgung und Technologieprojekten reichte die Themenpalette, die das Treffen prägte.
Wachstum und Perspektiven im Landkreis
„Wir sind ein Wachstumslandkreis, sowohl bei den Einwohnern als auch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten“, erklärte Landrat Johann Kalb zum Auftakt der Tagung. Der Landkreis Bamberg stehe weiterhin auf einer sehr soliden Grundlage. Besonders im Gesundheitswesen sieht Kalb jedoch große Aufgaben, die sowohl auf Bezirksebene – etwa mit dem Bau neuer Kliniken – als auch im Landkreis selbst zu bewältigen seien. „Wenn wir die großen Herausforderungen im Gesundheitswesen sowohl im Bezirk als auch im Landkreis lösen, dann muss uns nicht bange sein“, so Kalb. Die Weichen dafür seien gestellt, doch er betonte, dass Bund und Länder hierbei stärker unterstützen müssten.
Cleantech Innovation Park als Zukunftsprojekt
Ein zentrales Thema war der Cleantech Innovation Park in Hallstadt. Landrat Kalb bezeichnete ihn als „Sechser im Lotto“ für die Region. Das Gemeinschaftsprojekt von Stadt Hallstadt, Michelin und dem Landkreis Bamberg vereine Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung auf beispielhafte Weise. „Wirtschaft, Universitäten und Institute arbeiten dort mit an der Zukunft der Wirtschaft“, betonte Kalb und kündigte zugleich das nächste Ziel an: „Wir wollen ein Technologietransferzentrum.“
Bildung im Fokus
Auch im Bereich Bildung sieht sich der Landkreis gut aufgestellt. „Unsere drei Realschulen sind auf dem neuesten Stand“, erklärte Kalb. Gemeinsam mit der Stadt Bamberg habe man die Weichen für den Neubau eines bestehenden Gymnasiums und die Neugründung eines Gymnasiums in Hirschaid gestellt. Darüber hinaus spielt die außerschulische Bildung eine zentrale Rolle. Der Jugendkreistag leiste laut Kalb einen wichtigen Beitrag, jungen Menschen demokratische Prozesse näherzubringen und sie aktiv in die kommunale Entwicklung einzubinden.
Flüchtlingszahlen leicht rückläufig
Ein weiteres Thema der Klausurtagung war die aktuelle Asyl- und Flüchtlingssituation im Landkreis. Derzeit sind rund 2.500 Geflüchtete im Landkreis untergebracht – ein leichter Rückgang gegenüber dem Frühjahr 2024, als noch etwa 2.850 Menschen verzeichnet waren. Der Anteil von Geflüchteten aus der Ukraine steigt innerhalb dieser Gruppe jedoch weiter an. Insgesamt stehen derzeit 73 Unterkünfte zur Verfügung. Durch die dezentrale Verteilung schultern die Landkreisgemeinden diese Aufgabe gemeinsam sehr gut.
Krankenhäuser unter Druck
Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Thema Gesundheitsversorgung. Udo Kunzmann, Geschäftsführer der gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises, informierte über die Situation der beiden Kliniken. Der vom Bund angestrebte Abbau von Bettenkapazitäten sei angesichts steigender Patientenzahlen nicht nachvollziehbar, so Kunzmann: „Die stationären Fälle sollen bis 2032 um sechs Prozent und bis 2040 sogar um 18 Prozent steigen.“ Mit jährlich 10.000 stationären und 50.000 ambulanten Patienten seien die Kliniken voll ausgelastet. Dennoch führten fehlender Inflationsausgleich, Mehraufwand durch Personalaufbau und Erlösverluste infolge verstärkter ambulanter Behandlungen zu Defiziten im hohen einstelligen Millionenbereich. Der Landkreis Bamberg gleiche diese Verluste bislang aus – ein Zeichen, dass man klar zur Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum stehe.
Vergleich mit Landkreis Eichstätt
Gastgeber Alexander Anetsberger, Landrat des Landkreises Eichstätt, bestätigte, dass auch sein Landkreis mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpfe. Aufgrund der mangelhaften Finanzausstattung durch den Bund haben sie Defizite von jährlich mehr als 20 Millionen Euro für zwei Kliniken. Die unzureichende Finanzausstattung durch den Bund führe zu steigenden Schulden und einer erhöhten Kreisumlage. Damit sei die Problematik kein Einzelfall, sondern ein bundesweites Phänomen, das dringend politischer Lösungen bedürfe.
Breites Themenspektrum bei der Tagung
Neben den großen Themenfeldern standen zahlreiche weitere Punkte auf der Agenda. Diskutiert wurden unter anderem:
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der Ganztagesanspruch ab 2026/27,
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die Jugendsozialarbeit an Schulen,
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Regionalwerke und Energieversorgung,
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Neuerungen im Baurecht,
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die Archivpflege,
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sowie Fragen zur Kurzzeitpflege, Krisendiensten und Netzanschlüssen.
Die Bandbreite verdeutlicht, wie vielfältig die Aufgaben der kommunalen Zusammenarbeit im Landkreis sind – von sozialer Daseinsvorsorge bis hin zu technologischen und rechtlichen Zukunftsfragen.
Gemeinsam stark für die Region
Die zweitägige Klausurtagung machte deutlich, dass Landkreis und Gemeinden im engen Schulterschluss arbeiten. Trotz finanzieller und struktureller Herausforderungen blicken die Verantwortlichen mit Optimismus nach vorn. Diese Zusammenarbeit soll auch in Zukunft die Grundlage für ein starkes und lebenswertes Bamberger Land bleiben.












