In Bamberg herrscht parteiübergreifend Einigkeit: Die Stadtverwaltung muss modernisiert werden, um den kommenden Herausforderungen gerecht zu werden.
Dennoch hat der Personalsenat der Stadt Bamberg entschieden, im Haushalt 2026 kein Personal aufzustocken – und zwar auch nicht in Bereichen, die für die Digitalisierung und Prozessoptimierung dringend notwendig wären. Damit setzt die Stadt ein Signal, das im deutlichen Widerspruch zu den eigenen Modernisierungszielen steht. Gerade die Fachleute, die digitale Prozesse entwickeln und bestehende Strukturen effizienter machen könnten, sollen vorerst nicht eingestellt werden.
Demografischer Wandel trifft auf knappe Ressourcen
Die Verwaltung steht vor einem massiven strukturellen Umbruch. In den kommenden Jahren verabschiedet sich ein großer Teil der Beschäftigten der Boomer-Generation in den Ruhestand. Schon jetzt ist absehbar, dass viele dieser Stellen nicht nachbesetzt werden können – nicht aus Sparwillen, sondern weil schlicht qualifizierte Bewerber fehlen. Gleichzeitig steigt der Druck auf Kommunen, digitale Angebote auszubauen und behördliche Abläufe zu beschleunigen. Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen erwarten heute einfache, digitale Lösungen statt veralteter Papierprozesse. Ein solches Modernisierungsvorhaben jedoch erfordert Investitionen, klare Verantwortlichkeiten und spezialisiertes Personal. Mit dem aktuellen Beschluss jedoch setzt Bamberg auf Sparmaßnahmen, die zwar kurzfristig Entlastung schaffen mögen, langfristig jedoch die strukturelle Krise verschärfen könnten.
Digitalisierung als Schlüssel – doch es fehlen die Fachkräfte
Moderne Verwaltung funktioniert nicht ohne digitale Werkzeuge:
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Online-Anträge
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Automatisierte Workflows
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Intelligente Datenverarbeitung
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Effiziente Schnittstellen zwischen Ämtern
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Bürgerfreundliche Self-Service-Portale
All dies kann nur entstehen, wenn Menschen mit technischem Know-how daran arbeiten. Die Entscheidung, hierfür keinerlei neue Stellen zu schaffen, bremst zentrale Zukunftsprojekte aus. Statt den Reformprozess voranzutreiben, nimmt sich die Stadt die Möglichkeit, ihre Verwaltung effizienter zu gestalten – und ausgerechnet damit langfristig Geld zu sparen.
Scharfe Kritik: „Sparen verhindert die Lösung“
Deutliche Worte kommen von Dr. Hans-Günter Brünker, Oberbürgermeisterkandidat der Partei Volt. Er beschreibt die Lage als „fast tragisch“ und kritisiert, dass der Stellenstopp genau diejenigen Bereiche trifft, die für eine moderne Verwaltung unverzichtbar sind. „Natürlich müssen wir angesichts knapper Kassen genau hinschauen, wo wir sparen können. Aber wer an der Modernisierung der Verwaltung spart, verhindert die Lösung des Problems.“
Brünker wirft den etablierten Parteien im Stadtrat vor, in Wahlkämpfen digitale und moderne Verwaltung zu versprechen, in der Realität jedoch Beschlüsse zu fassen, die dieses Ziel blockieren. Sein Appell: Jetzt sei nicht die Zeit, die „Schotten dichtzumachen“, sondern strategisch zu investieren, um die strukturellen Probleme der kommenden Jahre abzufedern.
Drohende Folgen für Bürger und Verwaltung
Bleibt die Modernisierung aus, trifft das nicht nur die internen Abläufe – auch die Bürgerinnen und Bürger werden die Konsequenzen spüren. Zu erwarten sind:
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Längere Bearbeitungszeiten, da weniger Personal mehr Aufgaben bewältigen muss
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Höhere Belastung der Beschäftigten, was langfristig zu Ausfällen führen kann
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Geringere Servicequalität, weil digitale Angebote fehlen oder veraltet bleiben
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Wachsende Kosten, da spätere Modernisierung umfangreicher und teurer wird
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Verlust an Attraktivität gegenüber anderen Kommunen, die aktiv digital aufrüsten
Die Verwaltung gerät damit zunehmend unter Druck – und das in einer Zeit, in der zentrale Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen.
Was Bamberg jetzt braucht
Ohne Digitalisierung drohen längere Bearbeitungszeiten, steigende Belastung für Mitarbeitende und höhere Kosten in der Zukunft. Statt Stillstand bräuchte die Stadt gezielte Investitionen in digitale Infrastruktur, Prozessoptimierung und qualifiziertes Personal – also genau das, woran aktuell gespart wird.















