In seinem aktuellen Hirtenwort zur österlichen Bußzeit mahnt der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl zu einer Rückbesinnung auf die Wahrheit als Fundament für Gemeinschaft und Verständigung. Angesichts wachsender gesellschaftlicher und globaler Spannungen ruft er dazu auf, Spaltungen zu überwinden und ein Leben in Verantwortung und Nächstenliebe zu führen.
Die Welt aus den Fugen – Wahrheit als Mangelware
Erzbischof Gössl beschreibt eine Welt, die zunehmend aus den Fugen gerate. Die Verwerfungen auf weltpolitischer Ebene seien ein sichtbares Zeichen dafür, dass fundamentale Werte wie Wahrheit und Gerechtigkeit oft in den Hintergrund träten. Besonders bedenklich sei die Tendenz, offensichtliche Lügen als alternative Wahrheiten darzustellen und sachliche Informationen durch Propaganda zu ersetzen. Dies führe dazu, dass eine entscheidende Grundlage für Gespräche und gegenseitiges Verständnis fehle. „Es fehlt die Wahrheit“, mahnt Gössl eindringlich und weist darauf hin, dass diese Entwicklung das gesellschaftliche Miteinander massiv beeinträchtige.
Vereinzelung statt Gemeinschaft – die Gefahr der Spaltung
Ein weiteres Problem sieht der Bamberger Oberhirte in der zunehmenden Vereinsamung vieler Menschen. Viele zögen sich auf „die kleinen Inseln ihrer persönlichen Überzeugungen“ zurück, was das Miteinander zerstöre und Spaltungen vertiefe. Statt echter Verständigung gebe es immer häufiger Abschottung und den Rückzug in ideologische Filterblasen. Hier biete die Fastenzeit eine wertvolle Gelegenheit zur Besinnung. Sie lade dazu ein, sich bewusst gegen Spaltung und für ein Leben in Verantwortung und Nächstenliebe zu entscheiden. Gössl betont, dass es notwendig sei, sich aus der Erstarrung und der „Gewöhnung an die Sünde“ zu lösen, um eine neue Orientierung zu finden.
Einfache Antworten auf komplexe Fragen?
Ein weiteres Risiko bestehe laut Gössl darin, dass Menschen in Zeiten der Verunsicherung verstärkt nach einfachen Antworten suchten. Besonders gefährlich sei es, wenn vermeintliche Heilsbringer Lösungen anböten, die zwar bequem, aber weder wahr noch gerecht seien. Die Bereitschaft, differenzierte Sichtweisen anzuerkennen und schwierige Fragen auszuhalten, nehme ab. Gerade in dieser Hinsicht sei es entscheidend, sich aktiv nach der Wahrheit auszustrecken und sich nicht mit vorschnellen Urteilen oder populistischen Parolen zufriedenzugeben.
Wahrheit als gemeinsames Streben – nicht als Besitz
Der Erzbischof ruft die Gläubigen dazu auf, die Wahrheit zu suchen und zu bezeugen – allerdings mit Demut. Niemand besitze die Wahrheit ein für alle Mal, vielmehr gelte es, sie immer wieder neu zu entdecken und sich mit anderen darüber auszutauschen. „Wir müssen die Wahrheit bezeugen, aber nicht so, als ob wir sie ein für alle Mal in unserem Besitz hätten, sondern als Zeugen dafür, dass es eine Wahrheit gibt, weil es Gott gibt“, so Gössl.
Das Hirtenwort des Erzbischofs ist somit nicht nur eine Mahnung, sondern auch ein Aufruf zur aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung. Es erinnert daran, dass die Fastenzeit eine Zeit der Neuausrichtung sein kann – hin zu einem Leben in Wahrheit, Verständigung und gelebter Nächstenliebe.
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