Eine Pressemeldung, ein Eintrag in Facebook, hunderte Kommentare. Das soziale Netzwerk hat offenbart, was viele von uns bereits für erfolgreich überwunden ansehen: Fremdenhass, übersteigerten Nationalismus und egoistische Missgunst gegenüber unseren Mitmenschen.
Am vergangenen Montag machte eine Pressmeldung der Stadt Bamberg die Runde, laut der Bamberg dabei helfen will, Asylsuchenden Platz zu geben. In einem Schreiben an den Innenminister Herrmann bekräftigt die Stadt, ihre Bereitschaft, geflüchtete Menschen aufzunehmen. Die Reaktionen reichten von Verständnis und Unterstützung, bis hin zu Kritik und Bedenken. Einige Kommentare waren allerdings schlichtweg schockierend und sprengten die Grenzen des gesunden Verstandes.
Das schon zu Zeiten des Nationalsozialismus als stark abfällig und beleidigend gebrauchte Wort der „Schmarotzer“ zeugt von reiner Polemik ohne Verstand, zudem aber von Etwas viel schrecklicherem: Bloßem Hass gegenüber anderen Menschen und dem irrsinnigen Glauben, selbst etwas Besseres zu sein. Weshalb? Nicht wegen eigener Anstrengungen, sondern allein aufgrund der Geburt.
Wahnwitzig ist auch der Vergleich mit Kriegstreibern, die sich „in der Heimat den Wanst vollgefressen haben“. Asylbewerber kommen nicht zum Spaß in unser Land. Geben nicht einfach so alles auf, Familie, Freunde, alles was sie kennen, für eine andere – ihnen vollkommen fremde – Welt. Viele fliehen aus Zwang, aus dem Drang heraus zu überleben. Manche mussten mit ansehen wie ihre Brüder, Schwestern, Eltern oder Kinder vor ihren Augen abgeschlachtet wurden.
Andere wurden selbst nächtelang in Gefängnissen gefoltert. Und warum? Wegen ihrer Religion oder weil sie sich hinter vorgehaltener Hand kritisch gegenüber dem Regime äußerten.
Gerade aus diesem Grund sind Äußerungen wie oben erwähnt nicht nur irrsinnig, sondern schlichtweg ekelhaft. Es gibt wohl keine Worte, die den unbändigen und ebenso unbegründeten Hass angemessen beschreiben könnten, der sich hier gegen jegliche Menschlichkeit und gegen jede Achtung des Lebens ausspricht. Dennoch drückten Leute ihre Zustimmung in Form des blauen Daumens aus. Sind wir also tatsächlich schon so weit gekommen? Sind wir so blind? Hoffentlich nicht!
Tendenz zur Missgunst und zum Egoismus
Doch abseits des blanken Hasses der oben genannten Kommentare gab es eine weitere Tendenz zu beobachten: Die Tendenz zur Missgunst und zum rücksichtslosen Egoismus.
Besonders schockierend war eine Bemerkung, „wir haben schon genug!!“. Genug? Genug von was? Es geht hier nicht um Handelsvertreter, die an unsere Tür klopfen und uns Ware andrehen wollen, die wir ohnehin nicht brauchen, es geht um Menschenleben.
Die Vorstellung der Ware Mensch lässt sich aber wohl von vielen leichter ablehnen. Lieber verschließt man die Augen und ignoriert geflissentlich, dass es Menschen sind, über deren Schicksal man hier gnadenlos bestimmen möchte. Vor einem Hightech-PC mit Internet sitzend, einen gut gefüllten Kühlschrank im Haus und geplagt nur von dem Gedanken an die demnächst fällige Miete.
Alles mussten sie zurücklassen, für eine ungewisse Zukunft in der ständigen Angst in die Qual zurückkehren zu müssen, die sie nachts nicht schlafen lässt. Die jeden Tag in Schweiß gebadet aus Alpträumen erwachen, die nicht der fernen Fiktion eines Horrorfilms, sondern der Grausamkeit ihrer eigenen Erlebnisse entsprungen sind.
Wer sind wir, solche Menschen zu verurteilen? Wer sind wir, zu fordern, dass die panischen Alpträume dieser Menschen erneut zu ihrem Alltag werden? Wer sind wir, mutmaßlich über Leben und Tod dieser Menschen zu entscheiden, wenn unsere Alpträume von Finanzkrisen und Geldeinbußen handeln während in den Alpträumen dieser Menschen Tod, Leid und Folter herrscht. Wer sind wir, uns für etwas Besseres zu halten als andere Menschen und diese in ihrer Not auch noch zu verhöhnen?
Etwas Entscheidendes scheinen viele von uns vergessen zu haben: Zum Mensch sein gehört Menschlichkeit.
Hier findet Ihr den Facebook Post mit Kommentaren:
Menschenverachtende Kommentare haben wir aber bereits ausgeblendet. Falls Euch noch etwas auffällt, sagt uns gerne Bescheid.